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Der Karamellpudding, Teil II

„Erinnerungen 82 - 90“ von Helmut Kohl

Liebe Leser!
Jahrhundertelang haben alle klugen Kleinkunstkabarettis­ten und Humor-Giganten auf deutschen Bühnen erfolgreich ein Bild von Dr. Helmut Kohl gezeichnet als dem superdicken Saumagendeppen, der selbst zum Abgewähltwerden noch zu blöde war. Und da der dicke Doof aus der Pfalz das wohl genauso lustig fand, hat er seinen 1. Erinnerungsband auch genau in diesem Deppenstil verfassen lassen, im Stile eines kolos­salen, 684 Seiten langen Kohlwitzes, dessen Titel statt „Erinnerungen – 1930 bis 1982“ ebenso hätte heißen können: „Und am liebsten esse ich ... äh ... Karamell­pudding“.
So hielt sich meine Freude am Erscheinungstag des 2. Bandes doch eher in Grenzen. Zumal mir zuvor zu Ohren gekommen war, dass sich seine „Erinnerungen, 1982 bis 1990“ über volle 1134 Seiten erstrecken sollten. Und? Was muß ich Ihnen sagen, liebe Leser und Pappen­heimer? Pi mal Daumen hab’ ich grad mal 2, ungelogen, 2 von diesen klassischen Kohlscherzen gefunden! Und da ich Sie, meine sehr verehrten Damen und Herren, aber kenne und mal nicht so sein will: Voila, hier sind se! (Und stellense sich dabei ruhig Ihren Lieblings-Vogel­stimmenimitator vor, der Ihnen hier gern noch mal den dicken Doofmann macht:)
„Auf dem Weg zum Hambacher Schloss erlebten wir ein Spektakel, das allenthalben Abscheu hervorrief. Etwa 200 erwachsene Menschen, die rechts und links der Wegstrecke standen, ließen schlagartig ihre Hosen und Röcke herunter, als die Kolonne mit dem Staats­gast an ihnen vorbeifuhr. So zeigten sie dem amerika­nischen Präsidenten den nackten Hintern. Alles, was Reagan dazu sagte, war: ‚Was man nicht alles sieht.’ Hannelore, die zusammen mit Nancy Reagan im Wa­gen unmittelbar hinter uns fuhr, regte sich furchtbar auf. Der amerikanischen First Lady verschlug es den Atem. Diese Aktion eines Teils der Friedensbewegten zeichnete ein Zerr­bild von Deutschland. Ich schämte mich sehr dafür.“
Oder der hier. Der is’ auch sehr hübsch:
„Abends fanden wir uns zum kulturellen Höhepunkt der Reise in der Semper-Oper ein. Hannelore war eine Augenweide in ihrem blauen Kleid.“

So, und jetzt, meine Damen und Herren, zur Sache!
Am 15. 3. 2004 beendete ich meine kleine Kohl-Studie mit der Bemer-
kung: „2006 erscheint der 2. Band von Kara­mellpudding. Und dann, liebe Leser, dann gnade uns Gott!“ Das waren 2 Sätze mit 2 fahrlässigen Schnitzern: Erstens kam das Opus ein Jahr früher als befürchtet. Und zweitens – so lässt sich schon nach oberflächlicher Lektüre feststellen – müssen nicht wir uns vor Kohl in Acht nehmen, sondern wohl eher der liebe Gott!
Egal, wie man zu Kohl steht, der Mann hat nicht nur Gechichte studiert, Gechichte gemacht und Gechichte geschrieben, nein, er hat auch die ganze Gechichte umgechrieben. Meine Fresse, entweder muss ich mir mein Erinnerungsvermögen weggesoffen haben oder in den Jahren zwischen ’82 und ’90 außer Landes gewesen sein! Und Sie, Allmächtiger Gott, ich will Sie nicht beunruhigen, aber wundern Sie sich bitte nicht, wenn Ihre Bibel dem­nächst mit dem Satz beginnt: „Am Anfang schuf Helmut Kohl Himmel und Erde.“
Und Sie, werte Leser, die Sie es wohl eher mehr mit den Naturwissen­schaften halten, können auch schon mal umdenken: Es gab damals vor ca. 4 Milliarden Jahren keine irgendwie geartete Urknallerei oder so was, sondern einzig und allein nur einen ein­samen, bereits an Wiedervereini­gungsplänen bastelnden, frei durchs wilde Vakuum schwebenden fetten Karamellpudding namens Helmut Kohl!
Wie gesagt: Der Mann ist nicht blöd. Der Mann weiß, dass andere Menschen das alles etwas anders sehen und sich hin und wieder manche Legenden bereits zu verfesti­gen drohen. Deshalb schrieb er auch extra ins Vorwort:
„Dass hier Fakten sprechen, ist um so wichtiger, als sich so manche Legenden bereits zu verfestigen dro­hen.“ Na, was hab ich gesagt?!
Auch aus einem weiteren Grunde bereitet das Eintauchen in die wunder­same Welt dieses unfassbar megalomanen Gartenzwergs nachhaltigen Genuss und beglückende Genugtuung. Es rührt ans Herz und ist einfach köstlich zu lesen, wie er all seinen kleinen Sackratten wie Barschel, Barzel, Biedenkopf und Blüm, Geißler, deMaiziere, Späth und Schäuble, Süssmuth, Strauss, v. Weizsäcker et altera hinterher­kübelt, die Rübe poliert und in die Eier tritt, die Ehr abschneidet und schamlos an die Beine pinkelt – alle, allesamt: „charakterlose Ver­räter und undankbare, bösartige, hinterhältige Verschwörer, die, wie meine Mutter immer zu sagen pflegte, als erste in segnende Hände beißen“. Und während große Geister wie Ed­mund Stoiber nur ein armes, pisseliges Mal im Nebensatz erwähnt werden, kommen so Gestalten wie sein Mädchen Merkel dagegen erst gar nicht vor. Und wie er die SPD und die anderen Vertreter des Volkes abmeiert, ja, das ist hier schon überhaupt nicht mehr zitierfähig. Ja, ja, ja, das hat schon was.
Is’ aber im Vergleich zu Karamellpuddings Darstellung seines „Lebenswerkes“ eher Pippifax! Die Zone, liebe Leser, war mir mein Leben lang, das geb’ ich gerne zu, so schnurzwurschtpupsegal und piepenhagen wie zum Beispiel nur Österreich oder Belutschistan. Und dass die jetzt alle gefahrlos den Musikantenstadl gucken können, ok, gebongt, ich gönn’ es ihnen. Von dieser „Wiedervereini­gung“ aber war nie die Rede; außer in dem verschimmel­ten Teil des Grundgesetzes und den toten Sonntagsreden noch toterer CDU-Strategen. An sie geglaubt hatte bis kurz vor der DDR-Selbstverschrottung im Zuge der Globalisierung je­denfalls null und niemand.
Äh.
Wirklich null und niemand? Nein! Natürlich nicht!
In dem beschaulichen, malerischen Weiler St. Oggers­heim, ja, dort im lieblichen Oggersheimischen lebte einst ein Mann, der von morgens bis abends und oftmals noch bis tief in die tiefe Nacht hinein oder gar bis ein neuer Tag anbrach, nichts anderes tat, als „für die Wiedervereini­gung unseres geliebten deutschen Vaterlandes“ zu werkeln - zu werkeln und immer wieder zu brasseln, zu bosseln, zu brasseln und zu werkeln. Ob er nun Eisen, Stahl oder Gras wachsen ließ, über Parteitage oder Parteileichen ging, seinen heißgeliebten Karamellpudding aß oder platt saß, sich mit Hilfe seiner hochverehrten Hannelore vervielfachte, SonneMondundSterne auf- und untergehen oder auch nur Wasser ließ – er war der absolut EINZIGE! Der ABSOLUT EINZIGE in diesem ganzen verdammten Universum und teilweise noch darüber hinaus, der nicht nur von Anbeginn aller Zeiten an an „die Wiedervereinigung unseres geliebten deutschen Vaterlandes glaubte“, sondern auch für sie arbeitete, rackerte, tatterte und schuftete - und dafür von allen anderen oft noch Prügel einstecken musste: „Was habe ich oft Prügel einstecken müssen von all denen, die nicht mehr an die Wiedervereinigung“ ...

Yeah! That’s it!
Große Männer machen große Gechichte! In jeder Beziehung!
Und dass es beim dicken Deppen manchmal tatsächlich so war, zeigt die unglaubliche Gechichte mit seinem sog. „Zehn-Punkte-Programm“, das „für Gorbatschow ein riesiger Schock war und für Margret Thatcher fast ein Grund zur allgemeinen Mobilmachung“.
Zur Erinnerung:
November ’89. Die letzten DDR-Camper hatten gerade noch mal eben die Prager und Budapester Botschaft zuge­kotet, da ging die Mauer kaputt, und schon begann der Ossi mit der Ahnenforschung: „Wir sind ein Volk!“ Daraufhin fing auch das Ausland endlich an zu ahnen, dass man jetzt aufpassen müsse. Und es gab nicht einen einzigen Regierungschef, der die Wiedervereinigung nicht verhindern wollte. (Den Burschen von Belut­schistan ging sie vielleicht noch am Arsch vorbei. Das war’s aber auch). Nicht mal die dicksten Kohl-Kumpel Gorbi, Bush und Mitte­rand wollten Deutschland den 2. Weltkrieg nachträglich gewinnen lassen. Doch der Karamellpudding zog weiter und war nicht mehr zu stoppen. Gegen Gott und die Welt und ohne Absprache mit irgendwem aus seiner „Regierungs“-Sippschaft („Die hätten sowieso nur alles zerredet.“) krakelte er sein „10-Punkte-Programm“ aufs Papier und donnerte den Einheitszug krachend durch die blühende Landschaft:
„Ich setzte eine Arbeitsgruppe unter der Leitung von Horst Teltschik ein, zu der noch die Redenschreiber (!) Norbert Prill (?) und Michael Mertes (?) gehörten. So entstand der 1. Ent­wurf des Zehn-Punkte-Programms. Am Wochenende des 25. und 26. November über­arbeitete ich den Text am heimischen Schreibtisch. Hannelore gab mir dabei nicht nur manche wertvolle Anregung, sie schrieb auch die von mir verfassten Textstellen auf ihrer Reiseschreibmaschine ab. Außer meiner Frau waren auch die Brüder Erich und Fritz Ramstetter (?) mit von der Partie, der eine Stadtdekan von Ludwigshafen, der andere pensionier­ter Studiendirektor. Die beiden Geistlichen hatten mir schon früher bei wichtigen Reden, wie z.B. den Neu­jahrsansprachen, wertvolle Ratschläge gegeben. Alle ihre Anregungen flossen in die Formulierungen ein, die Hannelore dann niederschrieb.“
Der Rest ist Gechichte.
Gute Nacht.

Nachtrag:
Weil’s aber so schön ist ... hier, meine Damen und Herren, für Sie noch ein kleiner prima Kohlkalauer:
„Bei meinem Amtsantritt als Parteivorsitzender 1973 fand ich ein Sonderkonto vor, das schon Kurt Georg Kiesinger nach Adenauers Tod von Ludwig Erhard übernommen hatte.“ Und Adenauer hatte es, wie wir ja alle wissen, von Wilhelm II., der wiederum von Otto I., und der von Karl dem Großen. Dieser wiederum, und das wissen ja jetzt nicht alle, hatte es von Karl dem Kahlen, der von Ludowig, dem Beutelschneider, und der hatte es vom hl. Bruno, dem alten Kinder­schreck. Verbürgt ist ferner­hin, dass Kaiser Augustus Kohls Sonderkonto irgendwie von Adam und Eva erhalten haben muss, was somit auch die „jüdischen Vermächtnisse“ von Roland Koch mehr als hin­reichend erklä­ren könnte. Egal. Kohl weiter: „Damals übergab es Rainer Barzel an mich. Er über­reichte mir die Kontoauszüge in einer Zigar­renkiste, die ich noch am gleichen Tag an den CDU-Schatz­meister Walther Leissler-Kiep ablieferte. In der Folge hatte ich damit nichts mehr zu tun.“
Liebe Leser!
Auch sein 3. Band, „Erinnerungen – 1990 bis ?“ wird wieder eine Riesen-
gaudi! Da bin ich mir sicher.
Es sei denn, der liebe Gott funkt ihm doch noch vorher dazwischen.

Nov. 2005
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