Das Tagebuch

29.9.23
Schlagzeile in der ‚Bild‘:
„Friedrich Merz hat nur gesagt, wie es ist“ - jetzt spricht ein Zahnarzt aus der Praxis.“
Da haben sich dann auch wohl die richtigen zwei gefunden.
28.9.23
Der Asyl-Abwehrkampf tritt in eine neue Phase ein.
Wer hat‘s gesagt?
„Die Bevölkerung, die werden doch wahnsinnig, die Leute, wenn die sehen, dass 300.000 Asylbewerber abgelehnt sind, nicht ausreisen, die vollen Leistungen bekommen, die volle Heilfürsorge bekommen. Die sitzen beim Arzt und lassen sich die Zähne neu machen, und die deutschen Bürger nebendran kriegen keine Termine.“
Wer sich bisher nicht vorstellen konnte, was für'n primitives Arsch­loch Friedrich Merz ist, bitte sehr, der sei nun bitte eines Besseren belehrt.
27.9.23
Hallo, werter ‚Kölner Stadtanzeiger‘!
Das hamse ja prima hingekriegt!
Da liefern sich heute all unsere Volksvertreter im Reichstag eine Redeschlacht nach der andern, um im Rahmen des berühmten Ge­sellschaftsspiels „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?! Niemand! Wenn er aber kommt? Dann zeigen wir ihm, wo's für ihn langgeht!“. Es waren alles in allem regelrechte Sternstunden des Parlamenta­rismus, die große, deutsche Eurovisions-Asylrechtshow. „Good-bye Deutschland! Die Höhle des Löwen und Anne Will“ sind Kinderpippi­fax dagegen.
Und an einem solchen Tag kommt ihr uns mit einer langen Tier- und Pflanzen-Doku über die „Bedrohung für die biologische Vielfalt“. „Invasive Tiere und Pflanzen“ wären auf dem Vormarsch und wür­den „unsere heimischen Arten“ platt machen. Südamerikanische Bisamratten und panamerikanische Signalkrebse, Tigermücken aus China, giftiggrüne Riesenregenwürmer und irgendso ein in­disches Springdrüsenkraut hätten nichts Besseres zu tun, als hier die Ge­gend zu verunsichern. Nein, die wollen wir nicht bei uns haben. Wir haben für die nichts übrig. Die sollen alle zuhause bleiben, da, wo der Pfeffer wächst.
Werter ‚Kölner Stadtanzeiger, da mag ja vieles durchaus richtig dran sein, aber wenn das alles keine argumentative Schützenhilfe für unsere einheimische braune Pest sein soll, dann weiß ich nicht, warum ich den Stadtanzeiger abonniert habe.
Gute Besserung
euer W
23.9.23
Hurra, hurra, die Schule brennt!
Neuerdings hört man immer öfter von Arbeitgebern düstere Klage­lieder über die grenzenlose, fächerübergreifende, unheilbare Doof­heit ihrer Azubis, die nach dem Schulende bei ihnen ins Berufsleben einsteigen wollen. Null Ahnung vom Kleinen Einmaleins, Fremdspra­chen: Fehlanzeige, Naturwissenschaften: keinen blassen Schimmer, Chemie und Physik: ausgefallen, Musik: sinnlos, Religion: eins und Deutsch von Haus aus schon eine einzige Katastrofe. Da hülfe nur noch beten, um die tiefe Krise zu meistern. So die einhellige Mei­nung bei den betroffenen Meistern. Aber – und das wissen die betroffenen Arbeitgeber auch - mit Religion brauchen se den ju­gendlichen Zombies erst gar nicht zu kommen.
Ihr Präsident, der Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger sieht die Lage aber anders. Der hegt ob der schulischen Misere trotzalledem noch große Hoffnung und sagt im Interview mit dem Kölner Stadtanzei­ger:
„Deutschland kann Krise.“
Ja, kann sein. Möglich. Nur fragt man sich, bei jedem fehlenden InnenI, Querstrich, Sternchen oder fehlender Schluckauf-Pause wird ein Riesenbohei und Geschrei angestimmt, aber keiner sagt was , wenn der deutsche Arbeitgeberpräser selber kein Deutsch kann. Da wundert es nicht, dass der normale Schulabgänger dann antwortet:
„Diesen Dulger kenn ich nicht. Auch was der alles kann, interessiert mich nicht. Und wo wa grad schon beim ‚Können‘ sind: Das können se dem Dulger ruhig sagen: Der kann mich mal.“
22.9.23
Wörter, die wo man aufhorchen sollte
Als man hier gerade 12 intensive braune Jahre Volksgemeinschaft und unter anderen Vorzeichen 40 Jahre Zwangskollektivierung hin­ter sich hatte und sich somit über die neue, unbekannte Freiheit hätte freuen können, erfanden Mitglieder vom selben Stamme den Spruch „Wir sind das Volk!“ und dichteten zwei Montage später draus dann folgerichtig „Wir sind ein Volk“. So wurde der Einheits­wahn, ohne den der Deutsche anscheinend nicht glücklich wird, dank des Kalten Krieges zum wärmenden Weihnachtsmärchen, an das sie sel­ber nicht glaubten, dank dieser Wiederver­einigung zum Grundgesetz, zum Markenzeichen aller fol­genden Regierungen und der 3. Oktober zum Nationalfeiertag.
Gleichzeitig kam auch das Ausland in Bewegung, und Deutschland, wahnsicher in dem Glauben, Sieger der Geschichte zu sein, hatte nichts Besseres im Sinn, um potentielle Konkurrenz möglichst klein zu halten, als überall, vor allem in Europa, alle separatistischen Wühlarbeiten zu unterstützen – nach dem Motto „Quod licet Iovi, non licet bovi “, zu deutsch: Wir wohl, ihr nicht! Oder: Was Juppiter erlaubt ist, darf der Ochse noch lange nicht.
Wenn man jetzt permanent mit „dem ukrainischen Volk“ oder „dem polnischen Volk“ oder watweißichfürn monolithisches, unkaputtba­res, unveränderliches Massengebilde bombardiert wird, oder wahl­weise mit dem „Präsidenten und seinem Volk“, kann man sich ja mal den Spaß erlauben, das ganze Spiel auf Deutschland zu über­tragen. Das klönge dann so: "Der Kanzler und sein deutsches Volk".
Klingt nicht gerade vertrauenerweckend, oder? Oder haben se sich schon an diesen vordemokratischen Jargon gewöhnt? Na, zumindest is dann klar, "Kanzler Olaf Scholz sein deutsches Volk, sein ganzer Stolz", macht es auch nicht besser.
21.9.23
Kurz & schmerzlos
„Das Land Sachsen-Anhalt prüft den Bedarf an einer weiteren Elbbrücke im Raum Magdeburg.“, meldet der MdR.
Also wegen mir muss die nicht sein. Sagt doch schon der Name. Sachsen-Anhalt.
20.9.23
„Deutschland platzt aus allen Nähten!“
„Die Kommunen sind am Limit!“
„Wir brauchen eine Belastungsgrenze!“
Aber wie soll se aussehen, die Belastungsgrenze?
Frank-Walter Steinmeier hat erklärt, er sehe Deutschland hinsicht­lich der Migranten und Migrantinnen, den binären wie den nicht-binären, den halbtags-, ganztags, all- und feiertagsbinären, ange­sichts all der Geflüchteten aller Art hart an an an der Belastungs­grenze. Man wolle ja um Himmels Willen niemanden ausschließen, auch nicht die vielen verqueeren transitiven und intransitiven. So weit, so meinetwegen in Gottes Namen. Aber was sind denn dann die Kri­terien bei dieser Belastungs­grenze?
Ist es die Anzahl der zurückgelegten Kilometer zum Heimatland?
Die Menge der Tage auf der Flucht? Sind es die in der Heimat ver­bliebenen Kinder, die irgendwann doch noch nachkommen sollen?
Wie wichtig ist der Zustand der Geflüchteten? Die Gesundheit, das Geld, die Sprache, die Kultur, die Intelligenz? Was ist mit deren Fähigkeit zur Selbstkritik und religiöser Intoleranz, demokratischer Kultur, Ironie und tieferer Bedeutung? Schaffen wir - oder besser: Sollen wir auch Leute nehmen, die gar nichts können? Sind wir ein Einwanderungsland oder ein Auswanderungsland? Oder sind wir ein Ein- und Auswanderungsland? Wie sieht se aus, die Belas­tungs­grenze? Wo liegt se denn bei Frank-Walter, die ganz normale Belas­tungs­grenze? Und wo die Obergrenze?
So viele Fragen, die der Antwort harren. Da brauchen wir aber sehr viele robuste Auffanglager an den Europäischen Außengrenzen, mein lieber Scholli!
19.9.23
Hört das denn nie auf?
Aus Karlheinz Deschners „Kriminalgeschichte des Christentums“ wissen wir, dass, was die Kirche betrifft, bei Gott kein Ding un­mög­lich ist. Auch von allerhöchsten, allerheiligsten, finstersten Gestal­ten im allerhöchsten, heiligen Amte ist da erwiesenermaßen die Rede. Und alle, die es nicht wussten, wollten es auch nicht wissen. Schwamm drüber. Aber Kardinal Franz Hengsbach is da ne andre Hausnummer. Die Tagesschau berichtet:
„32 Jahre nach seinem Tod gibt es Missbrauchsvorwürfe gegen den früheren Ruhrbischof und späteren Kardinal Hengsbach. Die Kirche selbst nennt die Anschuldigungen "gravierend" und "glaubwürdig".
Kardinal Franz Hengsbach, who's this man?

Ein konserva­tiv-katholischer, erdverbundener, sympathischer, ein ausgesprochen netter Volkstribun, ein Freund der Arbeiterklasse, ein Kumpel, der Kumpel der Kumpel, der Steinkohlekumpelkardinal, heut würde man wohl sagen: der Anti-März oder auch Anti-Lindner, der Jesus aus dem Jammertal, der Kümmerer, der Barmherzige, quasi eine frühe Popikone, so was wie Madonna, Bruder Franz, ein Herz + eine Seele, der Vater von „Adveniat“, das soziale Gewissen des Ruhrpotts, kurz, ein guter Mensch, der auch, wie aktuelle For­schungsberichte es nahe legen, ein Riesenherz für Kinder hatte.

P.s.:
Der Franz ist also – wie gesagt - der erste Kardinal, der nicht als der Vertuscher in die Annalen eingeht. Applaus. Sondern als Täter…
Nein, nein, in dem Verein
wird sich gar nix ändern.
18.9.23
Warum
Es hat sich, glaub ich, endlich rumgesprochen, dass die AfD tatsächlich eine faschistische Partei ist und mittlerweile in vier ostdeutschen Gegenden die stärkste Kraft. In Sachsen, Thüringen, Branden­burg und in Mecklenburg-Vorpommern. Und trotzdem liest man in den Medien immer wieder entsetzt: Warum??! Warum tun die Leute das? Warum?!
Naja, eigentlich is es ganz simpel.
Is wie bei den Hunden.
Warum leckt der Hund an seinen Eiern?
Nun, weil er‘s kann.