Best of Bestsellerfressen!
Mental total verknotet
„Fit wie ein Turnschuh“ von Cherno Jobatey
Liebe Leser!
Während normale Menschen zu 77% aus Wasser bestehen, ist Cherno Jobatey aus Glitsch. Andre behaupten sogar: zu 97%. Das ist kein Rufmord. Das ist Konsens. Könnse fragen, wense wollen. Der Rest ist ganz, ganz schlimmes In-die-Kamera-Grinsen, Turnschuhe mit Anzug, Pferdeschwanz und Quark. Er hat »Politik studiert«, danach dann folgerichtig die ARD-Ratesendung »Kopfball« moderiert und dem ZDF »Verstehen Sie Spaß?« vor die Wand gefahren. Seit zwölf Jahren spaßvogelt er eisern im »ZDF-Morgenmagazin« rum, und dort hat er im März 2005 anlässlich der Einsargung Wojtylas zum ersten Mal im Laufe seiner traurigen TV-Existenz nicht den kakophonischen Gackersack gegeben, sondern den "ganz traurigen" Jammerlappen. Da hat er nämlich geklagt:
»An was sollen wir denn jetzt noch glauben?«
Huhuh!
Tja, Cherno, ich weiß es auch nicht. Aber vielleicht sollte die Menschheit wissen, zu welch unglaublichen Quantensprüngen du es in deiner Käsemauken-Bibel »Fit wie ein Turnschuh« so gebracht hast. Zum Beispiel:
»In meinem Leben als Journalist muss ich jeden Tag einige Stunden damit verbringen, Wissen aufzunehmen, also zu lesen.«
Hm.
Liebe Leser, zumeist überliest man ja solche Schätzchen der Großliteratur. Man denkt nichts Böses, blättert vor sich hin, meint vielleicht noch: »Hä, wat war dat denn?«, dann scheißt aber auch schon der Hund drauf un' weg is et. Deshalb ganz bewusst, hier und heute, jetzt, hellwach und in einzelnen Schritten - once more:
»Wissen aufzunehmen ... also zu lesen ... In meinem Leben als Journalist ... ... muss ich jeden Tag einige Stunden damit verbringen, ... Wissen aufzunehmen, ... also zu lesen.«
Und nachdem der unstreitbare Wissenaufnehmer Cherno keine Probleme damit hatte, solche Satzdebakel zu vollbringen, wird er auch kaum ernsthaft Einwände gegen die Verlagsidee für den Untertitel gehabt haben: »Minimaler Aufwand, maximaler Erfolg«.
Minimaler Aufwand, maximaler Erfolg, Leben als Journalist oder einige Stunden am Tag damit verbringen, Wissen aufzunehmen ... mein Gott,
is doch ejal! Was juckt's & kümmert's uns? Was mich bei diesem indogermanischen Hampelmann nur so wahnsinnig, ja, quasi komplett fertig und bekloppt macht, das ist sein Humor:
»Ich habe mal eine Altherren-Schwimmgruppe gegründet. Altherren deswegen, weil wir alle über 25 waren.« Hö, hö, hö. »Aber nach einer Weile habe ich gemerkt, dass mir Schwimmen auf die Dauer zu langweilig war. Denn ich bin eine Labertasche«, ach, was, »und im Schwimmbad kann man einfach nicht so gut reden, schon gar nicht unter Wasser.«
Mordphantasien, meine Damen und Herren, Mordphantasien ... äh, wie komme ich jetzt auf Mordphantasien?
Egal. Weiter:
»Das war also nichts für mich. Dann entdeckte ich das Lau- fen oder besser: Ich erkannte, dass der Turnschuh meine Bestimmung war.«
Heilige Vorsehung! Und ich hatte schon befürchtet: Jeden Tag einige Stunden noch mehr Wissen aufzunehmen. Nun gut.
»Irgendwann fing ich mit dem Joggen an. Erst ganz langsam, dann immer mehr.«
Ja. »Erst ganz langsam«, dann aber nicht immer schneller, sondern »immer mehr«. Is' klar.
Hey, Cherno, alter Sportsfreund!
Weißt du, was du bist?
Du bist und bleibst
ein Journalist.
Apropos Journalist. Beziehungsweise: Jeden Tag einige Stunden damit verbringen, Wissen aufzunehmen! Als interessierte Bürger wollen wir natürlich erfahren: Wie macht der Mann das? Nun:
»Wenn ich sehr viel zu lesen habe, dann sitze ich auf dem Fahrradergometer, das Programm fährt bergauf und bergab, und ich lese über die aktuelle Politik.«
So, so. Er liest also über die aktuelle Politik. Das ist auch gut so, denn er will ja schließlich viel Wissen aufnehmen. Und zwar deswegen, weil er »jeden Tag live über die einzelnen Aspekte politischer Dinge diskutieren muss.« »Über einzelne Aspekte politischer Dinge«! Okay. So weit konnten wir noch folgen. Aber warum tut der Cherno so was auf einem Fahrradergometer? Ganz einfach: Weil er mehr als einen an der Waffel hat. Und das Auf-der-Stelle-Eiern bei ihm optimal die Wissensverdauung anregt. Und weil – so platt ist die Welt – es alle machen. (Wegen sog. eigener Ideen ist er ja nicht unbedingt berühmt geworden.) Er kennt halt viele Leute, die sich auf ihren Ergometer setzen, um dort für einige Stunden am Tag Wissen aufzunehmen:
»Ich kenne viele Leute, die sich auf den Fahrradergometer setzen und dabei Zeitungen, Magazine, Bücher oder auch Geschäftsberichte lesen.«
Fügt jedoch mit kritischem Unterton hinzu:
»So etwas beim Laufen zu tun, ist nicht jedermanns Sache. Auf dem Laufband ist es noch eher möglich, aber nicht in der Natur.«
Nanu! Woher weiß er das? Hat er es je ausprobiert? Ja, natürlich hat er es ausprobiert. Und er muss auch diverse Male mit 'm Buch gegen 'nen Baum gebrettert sein! Anders wär'n Phänomen wie Cherno auch gar nich zu erklär'n.
Da er aber seine Turnschuh-Kladde für blutige Anfänger konzipiert hat, hält er vornehmlich Vorschläge für Leute bereit, die noch nicht so weit sind:
»Warum nicht beim Joggen draußen in der Natur Theorien rekapitulieren oder geschichtliche und politische Zusammenhänge intensiv durchdenken?«
Ja, warum eigentlich nicht?
Und sehense, liebe Leser, den Verdacht hatte ich schon immer. Die da walken, joggen & talken – die pfeifen nicht aus all ihren letzten Löchern, die rekapitulieren Theorien! Wenn sie in solchen Kapitulationsmomenten nicht sogar politische Zusammenhänge intensiv durchdingens ... äh ... durchdenken. Übrigens: Für den Fall, dass beim heiteren Rekapitulieren von Theorien, Aufnehmen von Wissen & Durchdenken einzelner Aspekte politischer Dinge o.ä. doch mal so'n dummer Baum im Weg stehen sollte, hat der abgebrühte Knaur-Verlag hinten im Impressum vorsichtshalber festgehalten:
»Die Haftung des Autors für Personen-, Sach- u. Vermögensschäden ist ausgeschlossen.«
Und noch ein lebenswichtiger Hinweis für all die lieben Leser und Leserinnen, die nach dieser Rezension trotzdem sofort loslatschen wollen:
Es könnte sein, dass Sie sich, falls Sie beim Joggen zu viele Theorien rekapitulieren, dann »mental verknoten.« Das ist dem Cherno nämlich auch mal passiert. Aber angeblich ist da nix von zurückgeblieben.
Gute Nacht.
Nachtrag:
An was sollen wir denn jetzt noch glauben?
Apr. 2005
Best of Bestsellerfressen
Während normale Menschen zu 77% aus Wasser bestehen, ist Cherno Jobatey aus Glitsch. Andre behaupten sogar: zu 97%. Das ist kein Rufmord. Das ist Konsens. Könnse fragen, wense wollen. Der Rest ist ganz, ganz schlimmes In-die-Kamera-Grinsen, Turnschuhe mit Anzug, Pferdeschwanz und Quark. Er hat »Politik studiert«, danach dann folgerichtig die ARD-Ratesendung »Kopfball« moderiert und dem ZDF »Verstehen Sie Spaß?« vor die Wand gefahren. Seit zwölf Jahren spaßvogelt er eisern im »ZDF-Morgenmagazin« rum, und dort hat er im März 2005 anlässlich der Einsargung Wojtylas zum ersten Mal im Laufe seiner traurigen TV-Existenz nicht den kakophonischen Gackersack gegeben, sondern den "ganz traurigen" Jammerlappen. Da hat er nämlich geklagt:
»An was sollen wir denn jetzt noch glauben?«
Huhuh!
Tja, Cherno, ich weiß es auch nicht. Aber vielleicht sollte die Menschheit wissen, zu welch unglaublichen Quantensprüngen du es in deiner Käsemauken-Bibel »Fit wie ein Turnschuh« so gebracht hast. Zum Beispiel:
»In meinem Leben als Journalist muss ich jeden Tag einige Stunden damit verbringen, Wissen aufzunehmen, also zu lesen.«
Hm.
Liebe Leser, zumeist überliest man ja solche Schätzchen der Großliteratur. Man denkt nichts Böses, blättert vor sich hin, meint vielleicht noch: »Hä, wat war dat denn?«, dann scheißt aber auch schon der Hund drauf un' weg is et. Deshalb ganz bewusst, hier und heute, jetzt, hellwach und in einzelnen Schritten - once more:
»Wissen aufzunehmen ... also zu lesen ... In meinem Leben als Journalist ... ... muss ich jeden Tag einige Stunden damit verbringen, ... Wissen aufzunehmen, ... also zu lesen.«
Und nachdem der unstreitbare Wissenaufnehmer Cherno keine Probleme damit hatte, solche Satzdebakel zu vollbringen, wird er auch kaum ernsthaft Einwände gegen die Verlagsidee für den Untertitel gehabt haben: »Minimaler Aufwand, maximaler Erfolg«.
Minimaler Aufwand, maximaler Erfolg, Leben als Journalist oder einige Stunden am Tag damit verbringen, Wissen aufzunehmen ... mein Gott,
is doch ejal! Was juckt's & kümmert's uns? Was mich bei diesem indogermanischen Hampelmann nur so wahnsinnig, ja, quasi komplett fertig und bekloppt macht, das ist sein Humor:
»Ich habe mal eine Altherren-Schwimmgruppe gegründet. Altherren deswegen, weil wir alle über 25 waren.« Hö, hö, hö. »Aber nach einer Weile habe ich gemerkt, dass mir Schwimmen auf die Dauer zu langweilig war. Denn ich bin eine Labertasche«, ach, was, »und im Schwimmbad kann man einfach nicht so gut reden, schon gar nicht unter Wasser.«
Mordphantasien, meine Damen und Herren, Mordphantasien ... äh, wie komme ich jetzt auf Mordphantasien?
Egal. Weiter:
»Das war also nichts für mich. Dann entdeckte ich das Lau- fen oder besser: Ich erkannte, dass der Turnschuh meine Bestimmung war.«
Heilige Vorsehung! Und ich hatte schon befürchtet: Jeden Tag einige Stunden noch mehr Wissen aufzunehmen. Nun gut.
»Irgendwann fing ich mit dem Joggen an. Erst ganz langsam, dann immer mehr.«
Ja. »Erst ganz langsam«, dann aber nicht immer schneller, sondern »immer mehr«. Is' klar.
Hey, Cherno, alter Sportsfreund!
Weißt du, was du bist?
Du bist und bleibst
ein Journalist.
Apropos Journalist. Beziehungsweise: Jeden Tag einige Stunden damit verbringen, Wissen aufzunehmen! Als interessierte Bürger wollen wir natürlich erfahren: Wie macht der Mann das? Nun:
»Wenn ich sehr viel zu lesen habe, dann sitze ich auf dem Fahrradergometer, das Programm fährt bergauf und bergab, und ich lese über die aktuelle Politik.«
So, so. Er liest also über die aktuelle Politik. Das ist auch gut so, denn er will ja schließlich viel Wissen aufnehmen. Und zwar deswegen, weil er »jeden Tag live über die einzelnen Aspekte politischer Dinge diskutieren muss.« »Über einzelne Aspekte politischer Dinge«! Okay. So weit konnten wir noch folgen. Aber warum tut der Cherno so was auf einem Fahrradergometer? Ganz einfach: Weil er mehr als einen an der Waffel hat. Und das Auf-der-Stelle-Eiern bei ihm optimal die Wissensverdauung anregt. Und weil – so platt ist die Welt – es alle machen. (Wegen sog. eigener Ideen ist er ja nicht unbedingt berühmt geworden.) Er kennt halt viele Leute, die sich auf ihren Ergometer setzen, um dort für einige Stunden am Tag Wissen aufzunehmen:
»Ich kenne viele Leute, die sich auf den Fahrradergometer setzen und dabei Zeitungen, Magazine, Bücher oder auch Geschäftsberichte lesen.«
Fügt jedoch mit kritischem Unterton hinzu:
»So etwas beim Laufen zu tun, ist nicht jedermanns Sache. Auf dem Laufband ist es noch eher möglich, aber nicht in der Natur.«
Nanu! Woher weiß er das? Hat er es je ausprobiert? Ja, natürlich hat er es ausprobiert. Und er muss auch diverse Male mit 'm Buch gegen 'nen Baum gebrettert sein! Anders wär'n Phänomen wie Cherno auch gar nich zu erklär'n.
Da er aber seine Turnschuh-Kladde für blutige Anfänger konzipiert hat, hält er vornehmlich Vorschläge für Leute bereit, die noch nicht so weit sind:
»Warum nicht beim Joggen draußen in der Natur Theorien rekapitulieren oder geschichtliche und politische Zusammenhänge intensiv durchdenken?«
Ja, warum eigentlich nicht?
Und sehense, liebe Leser, den Verdacht hatte ich schon immer. Die da walken, joggen & talken – die pfeifen nicht aus all ihren letzten Löchern, die rekapitulieren Theorien! Wenn sie in solchen Kapitulationsmomenten nicht sogar politische Zusammenhänge intensiv durchdingens ... äh ... durchdenken. Übrigens: Für den Fall, dass beim heiteren Rekapitulieren von Theorien, Aufnehmen von Wissen & Durchdenken einzelner Aspekte politischer Dinge o.ä. doch mal so'n dummer Baum im Weg stehen sollte, hat der abgebrühte Knaur-Verlag hinten im Impressum vorsichtshalber festgehalten:
»Die Haftung des Autors für Personen-, Sach- u. Vermögensschäden ist ausgeschlossen.«
Und noch ein lebenswichtiger Hinweis für all die lieben Leser und Leserinnen, die nach dieser Rezension trotzdem sofort loslatschen wollen:
Es könnte sein, dass Sie sich, falls Sie beim Joggen zu viele Theorien rekapitulieren, dann »mental verknoten.« Das ist dem Cherno nämlich auch mal passiert. Aber angeblich ist da nix von zurückgeblieben.
Gute Nacht.
Nachtrag:
An was sollen wir denn jetzt noch glauben?
Apr. 2005