Diesen alten, ehrwürdigen Spruch aus dem Buch der Sprüche hätten sie nehmen sollen als Losung für ihren 35. Evangelischen Kirchentag morgen in Stuttgart, wo sich um die 100.000 Pilger und Pilgerinnen drei Tage und drei Nächte lang was zusammenpilgern wollen. Aber die unterirdische Oberleitung hatte sich anders entschieden und den Bibel-Satz gewählt: „... damit wir klug werden.“
Und so kam die Presse nicht drum rum, unisono zu schreiben: „Ein Motto, mit dem im Vorfeld die meisten nichts anzufangen wussten.“
Hätt' man sich ja denken können. Wenn man klug gewesen wäre.
Is aber auch völlig wurscht.
Denn beides – sowohl die Bitte, es möge Hirn vom Himmel regnen, als auch dieser mehr als irreale Wunsch, eines schönen Tages noch mal klug zu werden – ja, beides macht auf einem Mega-Festival der 100.000 Masturbatoren eo ipso keinen Sinn. Selbst die zweieinhalb Gedanken, die in den nächsten drei Tagen da womöglich irgendwo
an einem stillen Örtchen auf die Welt kommen sollten, werden keine Überlebenschance haben.
Oder um es noch deutlicher auszudrücken, Frau Käsmann – und diese Losung können se sich ohne Abstriche auch allmählich mal
auf Ihre persönliche Fahne häkeln:
„Ich sah an alles Tun, das unter der Sonne geschieht; und siehe,
es war alles eitel und Haschen nach dem Wind.“ (Prediger 1,14)
Wegen mir auch Neues Testament, das Sie ja wohl lieber mögen - Matth. 12,36:
"Ich aber sage euch, dass alle Menschen am Tag des Gerichts Rechenschaft ablegen müssen von jedem nichtsnutzigen Wort,
das sie geredet haben."
Amen.