Das Tagebuch

17.7.15
Aus dem Offenen Vollzug
Als Norbert Blüm im letzten Jahrhundert e-n-dlich in Rente ging, klagte er schon, er wüßte nix mit sich anzufangen, außer über­flüssige Bücher zusammenzuschustern („Denn plötzlich führte ich ein Leben am Spielfeldrand!“) Ich hatte ihm seinerzeit geraten: „Geh spazieren!! Geh mit Gott, paar Runden ums Haus oder dahin, wo der Pfeffer wächst! Geh, egal wohin. Nur geh uns nicht weiter auf den Sack!“
Er hat sich nicht dran gehalten. Im Herbst soll es erscheinen, sein nächstes überflüssige Opus. Dafür hat er über 100 alten Kumpeln aus der Politik-, Kultur- und Wirtschaftskumpelei von anno pief hinterhertele­phoniert und sie gefragt, wie's ihnen so geht, was sie so machen und an welchem Daumen se grade drehen - was dann jedes Mal ausartete in das tote „Weißte noch damals?“-Geseier. Der SPIEGEL resümiert: „Eine Zeitreise in die Bundesrepublik der 80er- und 90erjahre.“
Am Ende heißt es dann ein wenig trübsinnig:
„Norbert Blüm war 16 Jahre lang Bundesminister und sagt, dass er sich nicht mehr ganz sicher ist, ob er wirklich wichtig war.“
Du, Nobby, hömma, Nobby! Dein leiser Zweifel in allen Ehren, aber eins ist so sicher wie, na, wie deine Rente: Der Zirkusclown ist immer wichtig! Du, der Zirkusclown ist zumeist sogar noch wichti­ger als der Zirkusdirektor, Nobby. Er darf den Leuten nur nicht - und das ist der Punkt, der springende ... und das ist auch gar nicht so einfach ... das kann eben nicht jeder ... das wird auch oft ein gutes Stück weit unterschätzt - er darf den Leuten nur nicht - wie soll ich sagen? - er darf den Leuten nur nicht: Auf den Sack gehen!
Das ist eigentlich alles.
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