Das Tagebuch

6.2.16
Tätä Tätä!
Tusch, Rakete,
ab dafür!
„Oh, nit für Kooche, Lück - bliev ich Karneval he
Nä, ich verpiss mich hück - ich maach nit met dobei.

Oh, nicht für Kuchen, Leute, bleibe ich Karneval hier.
Nein, ich verpisse mich heute, ich mache nicht mit dabei.
(Die Übersetzung ist jetzt nich' von mir. Hab ich gegoogelt.)

Ich will fort sein, wenn weiß wer auf "aufgeklärt" macht
und seine Klosprüche als Witz getarnt auch,
wenn der letzte Verklemmte mir das "Du" anbietet
und sie einmal im Jahr auch spricht - meine Sprache.
Ich kann echt nicht darüber lachen,
wenn die fragen, die sonst nichts
ohne Schlips und Kragen machen,
ob ihre Pappnase richtig sitzt.
(Das Ganze gibt's auch original in Niedeckens origineller Eingeborenen-Sprooch. Nur dann schreiense alle wieder
"Soll dat heißen? Vasteh' ich nich'! Vasteh' ich nich'!")

Die Vereinsmeier haben dann ihre Hochkonjunktur,
Uniform-Fetischisten "schon gerade" (erst recht).
Möchte nicht wissen, wieviel noch dabei sind von damals -
wieviel, die jetzt scheiß-liberal
bis bierernst ihre Traditionen
mit dem Mief von tausend Jahren
konservieren und betonen,
daß sie klüngeln, wäre gar nicht wahr.
(Der Karneval und der Nationalsozialismus -
Es ist aber auch ein Drama! Oder?)

Wenn die Kleinigkeitskrämer als Weltmeister gehen
klar, ihre Beistellfrau bleibt schön daheim
und im Suff sich beklagen, die täte nichts verstehen
und dann fremdgehen natürlich geheim.
Die sich versuchen zu belügen,
sich weismachen, so ging "Frei".
Das schärfste ist, wenn die dann singen:
"Am Aschermittwoch ist alles vorbei...".
(Mann, Mann, Mann! Was für eine Wut! Ein früher Wutbürger!
Wie is dä Jung da bloß mit fädich geworden?)

Andererseits ist das praktisch, das muß ich gestehen:
Jedes Verhalten sortiert, wie eine Kartei,
Stechuhr - Weihnachten, schwarz, wenn wer stirbt auf die Tour
kommt dann jedes Gefühl clean an die Reihe.
Wißt ihr was, Leute? Ihr könnt mich.
Ich bin jeck wie ich will das ganze Jahr.
Wenn ihr wollt, leckt mich quer, aber schmiert euch eure
Kompensation unter euch in die Haare.“
(Hm.)

* * *

Was fällt uns denn hierzu ein? Unter anderem: Verdammt lang her. Ansonsten halte ich mich heute mal schwer zurück.
Aber was sagt Gott dazu? Gott sagt:
„People are crazy and times are strange
I'm locked in tight, I'm out of range
I used to care, but things have changed.“

Okay,
ich bin dann mal weg.
Und nehm Bob Dylan
vorsichtshalber mit.
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