Das Tagebuch

13.2.16
Nacht über Leipzig
Komikerin Anke Engelke erzählt als Moderatorin auf der Berlinale den folgenden Witz:
„Der George Clooney hat für 'The Monuments Men' viele Millionen investiert, um Deutschland in Nazideutschland zu verwandeln. Dabei hätte er es billiger haben können – 180 Kilometer südlich in Leipzig“, und was passiert?
In der Bussi-Bussi-Gesellschaft der Berlinale lief der Witz mangels Zuhörer oder Grips 'unter ferner liefen'. Aber was war in Leipzig los? Wie reagierte der normale Leipziger, der übrigens zum Lachen extra 1 Mal im Jahr in die Leipziger Lachmesse geht? Freute er sich über die nette Promi-Unterstützung von draußen, der Leipziger, der in ei­ner Stadt leben muss, in der seit über einem Jahr an jedem Montag, den ein böser Gott kommen lässt, tausende Alt- und Neo­Nazis und Nazis, die 's noch werden wollen, ungehindert stunden­lang in der Einkaufzone Gassi gehen? (Hey, Anke! Kurz mal stop! Leipzig? Oder meintest du eher dieses Dresden? Hammer uns da etwa um n paar Kilometerchen vertan? Na, is ja auch egal. Auf jeden Fall Ostzone.) Oder griff er gar zum Telefon und flötete der wunderbaren Anke ein Dankeschön in die Muschel?
Nee, nee! In Leibz'sch ist alles bisschen anders! Der Leibz'sch'g'r,
er freut sich nicht, er lacht und bedankt sich nicht, sondern ist beee­leidigt! Und also schickte er der Engelke einen Scheiße­sturm durch den Äther ins facebook, der sich gewaschen hatte. Und bei keinem Leibz'sch'g'r fehlte der Hinweis, Leibz'sch wäre die schönste, ein­zigste, beste, ja, größte Stadt der Welt! Denn selbst wenn der Leib­z'sch'g'r gar nichts mehr hat, m.a.W. absolut und komplett gar nix, keine Hose, kein' Humor, kein Hemd und kein Hirn, dann hat er aber immer noch seine kaputte Sprache und seinen Logaalbaddriodism's. Und deswegen heißt auch das Original auf säggssisch:
Mir Leibz'sch'r, mir sin helle,
das weeß de ganze Welt,
un wenn mir man ni helle sin,
da hammer uns verstellt.
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