Das Tagebuch

22.2.16
Heimatkunde -
heute: Clausnitz (Sachsen. Wo auch sonst)
Clausnitz, ein gar beschaulich niedlich Hufendorf im Osterzgebirg, gelegen hübsch im Tale der Rachel, einem munter Nebenbächlein der Freiberger Mulde, entstand um die Mitte des 12. Jahrhunderts im Zuge von Rodungen der Waldwucherflora auf Hinweisung der Feudal­herren Erbsiedeleiförster derer zu Hrabischitz von Schloss Sla­wisch-Purschenstein und zählte im Jahre des Herrn 1950 bereits an die 1572 Seelen. Die Zeit, sie verging ins Land und machte nur vorm Teufel Halt. Und anno 2011 … da waren's nur noch 870.
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Vor 4 Tagen, am 18. Februar, hielt vor einem seit Jahren leerstehen­dem, aber nun bezugsfertigem Mehrfamilienhaus ein Reisebus mit 25 Flüchtlingen und als Empfangskomitee fungierte eine zu allem entschlossene Eingeborenenschar von etwa 100 Clausnitzern und Clausnitzerinnen, immer wieder den Choral anstimmend: „Verpisst euch! Ab nach Hause! Wir sind das Volk!“
Zwei Stunden lang belagern sie den Bus und die Polizei schaut zu. Dann greift die Ordnungsmacht durch, reißt mit brutaler Gewalt die traumatisierten Kinder, Frauen und Männer aus dem Fahrzeug und geleitet sie unter endlosem Gejohle ihrer zukünftigen Nach­barschaft in die neue Heimstätte.
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Der Heimleiter, ein Mitglied bei den „Arschlöchern für Deutschland“, hatte als einziger gewusst, wann der Reisebus ankommen würde, und Herr Rainer Wendt, langjähriger Christ, Demokrat, Christdemo­krat und Vorsitzender der Polizei­gewerk­schaft, sagt zum Vorgehen seiner Kameraden:
„Der eine Junge hat den rechten Demonstanten vor dem Fahrzeug mehrfach den Stinkefinger gezeigt und zudem mit seiner Hand am Hals das Kopf-ab-Zeichen gemacht.“

* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * ENDE * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * NICHT ABZUSEHEN * * * * * * * * * * * * * *
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