Das Tagebuch

14.7.17
Bosbach! Hey, Bosbach, du alter, äh …
ich weiß jetzt gar nicht, wie ich dich bezeichnen soll ...
ich sag einfach mal:
Volksvertreter!
Das war gestern aber eine Sternstunde des deutschen Fernsehens!
Ja, nee, das war wirklich eine gute Idee von dir, bei Maischbergers Quacksalberrunde locker vom Hocker aufzustehen & vorzeitig unter sog. Protest den Stuhlkreis zu verlassen! Das sollteste eigentlich je­des Mal machen. Wiederholungen ist man ja heute vom Fernsehen gewohnt. Genauso wie es kein Schwein mehr merkt, dass du, seit du volljährig bist, nur ein faible kennst: wo du gehst und stehst und sitzt den immergleichen Volksquark breitzutreten.
Aber, mein Lieber, 's war nicht deswegen 'ne Sternstunde des Fern­sehens, weil du auch mal zeigen konntest, wie das bei dir aussieht, wenn du lang geprobt, aber schlecht gespielt und dennoch wohl­überlegt & durchkalkuliert aus der Haut fährst, es dich also scheinbar auch mal unkontrolliert aus dem blauen Anzug haut. Nein, das war alles im Rahmen und das übliche Gequatsche mit Sauce.
Nein, es war vielmehr deshalb 'ne Sternstunde, weil du unbemerkt und ganz neben­bei ein Tabu gebrochen hast, Bosbach, weil du als ungekrönter Talkgastkönig und Lieblingspopulär der Nation mit nur drei Worten die geistige Geschäftsgrundlage solcher Sendungen aus­geplaudert hast, mit drei Worten, die du da der Jutta Ditfurth in beleidigender Absicht ins Gesicht gekotzt hast, drei Worte, die von den meisten inzwischen als völlig normal und auch gar nicht mehr in 1. Linie als Beleidi­gung begriffen werden, sondern als Schlusspunkt jeglicher Diskussion, als zwanghafte Reviermarkierung, so wie wenn Fiffi an jedem 2. Baum sein Hinterpfötchen hebt. Und Pipi machen muss.
Nur drei Worte, Bosbach!
„Sie Oberintellektuelle, Sie!“

Da weiß man, wen man vor sich hat, Bosbach! Das Traurige ist nur: Leute wie du werden den Wurzelgrund dieser Primitivität auch in 1000 Jahren nicht verstehen. Aber da wird die Welt wohl mit leben müssen. Getreu dem Kinderlied:
„Zebrastreifen, Zebrastreifen, manche werd'n dich nie begreifen!“
Dabei wär' das doch quasi so simpel wie der Satz:
„Zeig mir deinen Personalausweis, und ich sag dir, wie du heißt.“
P.s.:
So! Ich hab dich hier an diesem Orte lang genug betreut. Wird Zeit, dass du dich mal vom Acker machst, du ewiger Volksvertreter und geborener Filialleiter einer bekannten Supermarktkette, du!
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