Das Tagebuch

7.8.17
Heimatkunde -
heute: Aachen
Der 'Kölner Stadtanzeiger', immer hilfsbereit und stets zur Stelle, wenn's um die Aufklärung geht:
„Bezugsscheine für Jodtabletten gibt es ab 1.September im Internet -
Aachen. In der Aachener Region laufen die letzten Vorbereitungen, um Jodtabletten an die Bevölkerung im Fall eines Atomunfalls zu verteilen. Jodtabletten sättigen die Schilddrüsen und verhindern, dass der Körper radioaktives Jod aufnimmt. Zum Start der Aktion wird es nach Angaben der Sprecherin der Stadt Aachen Rita Klösges noch einen öffentlichen Aufruf geben. 'Wir sind gespannt, wie viele Menschen davon Gebrauch machen und die Tabletten abholen werden.'“
Ja, ich auch.
Wahrscheinlich werden, wenn denn das belgische AKW Tihange bei­zeiten explodiert, dem Aachener Volke aber auch zu seiner Sicher­heit noch zusätzlich amtliche Flugblätter ausgehändigt, in denen zu lesen sein wird, dass man bittschön die Türen und Fenster für die nächsten 20 Jahre, pardon, 200000 Jahre so gut es geht und sach­gerecht schließen sollte, die Ruhe bewahren, Tee trinken, abwarten, sich's unterm Küchentisch gemütlich machen und so schnell wie möglich den Kopf mit einer handelsüblichen Ledertasche bedecken sollte.
Und wie ich die 'Kölner Kirchenzeitung', pardon, den 'Kölner Stadt­anzeiger' kenne, wird er in den ersten kritischen Monaten Tag für Tag die Berichterstattung ergänzende Gebete gegen Pest und Cholera und radioaktive Strahlung veröffent­lichen. Im Bedarfsfall reiche aber auch 1 „Vaterunser“ vorm Früh­stück und 2 „Gekreuzigt seist du, Maria!“ nach dem gemeinsamen Abendbrotbrechen, so der Chefkorrespondent Obertutu Joachim Frank bei einem öffentlichen Beichtgespräch auf dem Roncalli-Platz.
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