Das Tagebuch

1.3.18
Da braut sich was zusammen!
Der beliebte, große Liedermacher – oder wie man heute auch sagt: der Singer Querstrich Songwriter – Herr Tony Marshall hat mit Hilfe der ebenso beliebten, großen BILD-Zeitung („BILD kämpft für Sie“) schwere Vorwürfe gegen ARD und ZDF erhoben. Für die tag-täglich sich vermehrende Volksgruppe der älteren Mitbürger wär im TV-Pro­gramm nix mehr dabei. Die vielen fidelen Senioren hätten einfach nadda mehr zu gucken. Alle Rentner würden mit ihren Rentnerinnen quasi nur noch in die Röhre glotzen. Oh, dahinter stecke wohl dieser Jugend­wahn. Und, ganz wichtiger Punkt, seine Gesangs- und Dudel­sackkollegen und er selber müssten, wenn es ums Musizieren in den öffentlich-rechtlichen Bedürfnisanstalten ginge, schon seit Jahren immer draußen bleiben. Die Protestnote des Unterhaltungsgiganten Tony Marshall mit dem Charisma einer leergequetschten Klebertube der Firma Kukident gipfelt dann in der trauertränenreichen, fettigen Head­line:
„Unser Fernsehen vergisst die Rentner!“
Ja, traurig, traurig, so sieht's aus.

Lieber Tony! Drei Sachen!
1.: Du, der du seit '68, also 1968, mit einem postschicken Minipli-Fiffi auf der juvenilen Runkelrübe durch die deutschen Dörfer dackelst, solltest möglicherweise mit Kritik am Jugendwahn vielleicht doch eher etwas sparsamer umgehen.
2.: Das Fernsehen, mein Lieber, hat die Rentner mit Sicherheit nicht vergessen! Das Fernsehen gibt es wegen der Werbung, nicht wegen der Rent­ner. Rentner spielen nullkommanull Geige. Erst kommt das Fressen, dann die Mucke. Die Basis vom jroßen Janzen ist das Je­schäft, alles andere läuft, wenn's gut läuft, unter „Ferner liefen“ bzw. Unterhaltung; und wenn's garnicht läuft, eben garnicht. Wer nix kauft ist nicht ver­gessen, sondern simpel nicht vorhanden. D.h.: Irrelevant. Inexistent. Luft. Nich' ganz dicht.
Lieber Tony, falls du mit Punkt 2 nichts anfangen kannst: Wir haben da noch einen Umstand, der als geradezu zwingende Legitima­tion ebenso locker durchgeht. Doppelpunkt:
3. und finalement: Es tut mir Leid, das sagen zu müssen. Aber, die Leute, die „Schöne Maid, hast du heut für mich Zeit?“ hören + sehen wollen, sind alle tot. Wie gesagt: Tut mir Leid.
Hoo-ja hoo-ja hooh!
Is aber so.
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