Das Tagebuch

25.9.18
Wir müssen reden
Über Marx
Über Reinhardt Marx
Über Kardinal Reinhardt Marx
Er gilt als aufgeklärter Mann der Moderne, als Mann von Welt, offen, herzlich und charmant. Sie sagen, er sei unwahrscheinlich kultiviert, witzig-witzig, wirklich unglaublich gebildet und bei seinen Schafen gut gelitten und geerdet, also immer nah bei de Leut', eine Kreuzung aus Prinz, Bauer und Jungfrau, ein erzliberaler Kumpeltyp, mit dem man, wenn man denn wollte, auch Pferde stehlen könnte; als Käpt'n Iglu der Deutschen Bischofskonferenz, in geistiger wie geistlicher so wie äußerlicher Hinsicht tatsächlich eher von überragender Beschei­denheit, höre er zwar in 1. Linie lieber sich selber reden, sei aber allemal noch erträglicher als seine Brüder und Schwestern und als überzeugtes adipöses Pummelchen vom Dienst wäre er – was man auch gerne glaubt - zudem aufm Teppich geblieben, würde aber gerne öfter zuhause im eigenen Eigenheim verweilen, um dort, ja, um dort in aller Gemütsruhe die Teppichfransen zu kämmen.
Egal.
Kommen wir zur Sache:
Der Mann hat im Vorfeld wahrlich alles priestermögliche getan, um eine einigermaßen haltbare Untersuchung des katholischen sexu­ellen Missbrauchs in Deutschland von '45 bis heute zu behindern. Und gestern nun hockte dieser christliche Scherzkeks bei der Be­erdigung bzw. feierlichen Vorstellung der Imitation einer wissen­schaftlichen Studie und verkündete:
„Allzu lange ist in der Kirche Missbrauch geleugnet, weggeschaut und vertuscht worden." (Ein Missbrauch wird wegeschaut ...oh, heiliger Freud!) „Für dieses Versagen und für allen Schmerz bitte ich um Entschuldigung. Ich schäme mich für das Vertrauen, das zerstört wurde; für die Verbrechen, die Menschen durch Amtsperso­nen der Kirche angetan wurden; und ich empfinde Scham für das Weg­schauen von vielen, die nicht wahrhaben wollten, was gesche­hen ist und die sich nicht um die Opfer gesorgt haben. Wir haben den Opfern nicht zugehört." (Mein lieber Scholli! Hier purzelt aber so einiges durcheinander!)
„All das darf nicht folgenlos bleiben. Und ich schäme mich nicht nur als Vorsitzender der Bischofskonferenz, ich schäme mich auch persönlich." (Und wie eindringlich und schön er die Scham vom Blatt abgelesen hat!) „Viele Menschen glauben uns nicht mehr. Und ich habe dafür Verständnis."
Amen.
Selbst in einem solchen Moment kann er se nich' lassen, die christ­lich-penetrante, kackfreche Heuchel-Lüger-und Betrügerei! Und, liebe Brüder und Schwestern, ich kann's sogar verstehen. Ja, ja, und ich habe dafür Verständnis (Um hier mal einen ganz großen, zeitge­nössischen Aberglaubensphilosophen zu zitieren). Denn sie ist ihm wohl ins unschuldige, heilige Fleisch und Blut übergegangen, ihm, dem absurden Oberclown der katholischen Comedy-Konferenz.
Und unser Sportsfreund hat's au' nich' leicht! Ich schätze, draußen im wahren Leben bekäm' der nicht mal ein 3-tägiges Praktikum bei Aldi. Oder Kik.
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