Das Tagebuch

17.11.18
Post von Wagner
F. J. Wagner, der Junge von Seite zwei, Axel Cäsar Springers rätselhafter, ideeller Gesamtirre, geborene Berliner Schnapsnase, die wahrscheinlich gar keinen Alkohol zu sich nimmt und bei mir unter Welpenschutz steht, hat wieder was Feines unter sich ge­macht:

„Liebe Lindenstraße,
solange sich die Sonne um die Erde dreht, dachte ich, dass du bleibst. Du warst ein Mietshaus. In diesem Mietshaus lebten wir alle. Wir einsamen, verkorksten Existenzen, sehnsuchtsvollen, vom Ehe­glück vernachlässigten Frauen und Männer, Die 'Lindenstraße' war unser aller Wohnung. Schwule Küsse, Nazis, Aids, Einsamkeit. Die 'Lindenstraße' war die Wirklichkeit unserer Gefühle. Was wird aus der 'Lindenstraße'? Bagger werden die Lindenstraße niederreißen. Hochhäuser werden entstehen. Unbezahlbare Wohnungen. Ja, das ist das Ende der 'Lindenstraße'.
Es war einmal ein kleines Mietshaus. Und es war ein Traum, wie verrückte Menschen zusammen leben können.
Herzlichst
Ihr F.J. Wagner“
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Kein Kommentar.
(Man muss auch nicht immer alles kommentieren.
Man kann auch manches manchmal einfach so stehenlassen.
Nur: Bei unserm Großdichter F.J.W. fehlten mir - wie immer - die Worte.)
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