Das Tagebuch

15.12.18
Witze auf der Weltklimakonferenz in Kattowitz
Ein sehr guter Witz machte dieser Tage auf der Weltklimakonferenz in Kattowitz die Runde. Und der deutsche Bun­desminister für wirt­schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Gerd Müller, der dafür bekannt ist, dass er null Witz hat und noch weniger welche erzählen kann, hat ihn von sich gegeben und erzählte:
„Super Witz, wenn se verstehen, was ich meine“, hatte er eingangs noch einfach so in den Raum geplaudert. „Also, mein Witz geht fol­gendermaßen:
Wir bauen unseren Wohlstand noch viel zu oft auf dem Rücken Afrikas auf. Jetzt zur Weihnachtszeit werden 150 Millionen Schoko-Nikoläuse in Deutschland verkauft, aber nur die Hälfte des Kakaos wurde fair produziert.“
„Ja, ja, wissen wa ja alle. Komma zum Punkt!“ murrten da schon die ersten verstohlen in ihren 3-Tage-Kattowitz-Bart.
„Okay“, meinte der Gerd. „Is' vielleicht 'n bisschen lang; lohnt sich aber. Ich erzähl ma weiter. Also:
Der Rest kann immer noch mit Sklavenarbeit, ausbeuterischer Kin­derarbeit, Hungerlöhnen und Abholzung des Regenwaldes herge­stellt werden. Das ist auch eine Aufforderung an die Konsumenten: Schaut hin, was ihr kauft."
„Mein Gott! Is ja nicht zum Aushalten!“ Der Unmut im Publikum wur­de von Minute zu Minute immer mutiger.
„Im kommenden Jahr werde ich dazu eine Kampagne gemeinsam mit dem evangelischen Hilfswerk Brot für die Welt und anderen Or­ganisationen starten.“
„Ja, mach et, Gerd!“ „Du bist unser SuperGerd!“ und „Alles Müller oder was?“ Die Stimmung kippte allmählich ins Zynische.
„'Stoppt die Kinderausbeutung!' wird die Kampagne heißen. Es darf nicht sein, dass wir Güter nach Europa importieren, in denen aus­beuterische Kinderarbeit steckt."
„Ja, is das denn die Possibility?!", „Haste Töne?!", „Hört! Hört!" Ver­einzelte Sprechchöre begannen sich zu formieren, verstärkt durch ironischen Beifall.
„Das fängt beim Kaffee an und hört beim Grabstein auf, den vielfach Kinder unter erbärmlichsten Zu­ständen in den Steinbrüchen bear­beiten.“
An der Stelle verließen bereits entnervte Delegierte gruppenweise polternd den Saal.
Noch zwei Sätze:
„2019 werden wir zum ersten Mal genau überprüfen, ob die größe­ren deutschen Unternehmen ihrer menschenrechtlichen Sorgfalts­pflicht nachkommen. Wenn wir mit Freiwilligkeit nicht größere Fort­schritte machen, wird der Gesetzgeber handeln und diese Standards festschreiben.“
Dann hatte er fertig. EndeGelände. Schluss-aus-Kakao von Nikolaus Und die paar müden people, die noch wehr- und waffenlos im Katto­witzer Sitzungssaale weilten, riefen:
„Hey, Müller! Witz, Witz, Witz! Wo soll 'n da der Witz sein? Wir warten auf den Witz, Mann!“
„Äh, der Witz, Mann, is'.. Kinners, bin doch ICH! Ich bin inner ... CSU, hey! Versteht er? C …. S … U …!“
Ja, und so isser eben, unser Gerd. Einfach. Komisch. Christsozial. Und nächstes Jahr, da kriegt er wahrscheinlich sogar noch den in seiner lustigen Parallelgesell­schaft äußerst beliebten Aachener Comedy-Preis "Wider den tierischen Ernst". Hinterhergeschmissen.
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