Das Tagebuch

14.2.19
Europa und Afrika - ein Nachruf
Von einem Kölner Mescalero
Ich mach's kurz:
Dies soll nicht unbedingt eine Einschätzung sein oder ein kommen­tierender Verriss vom Schreibtisch aus, mit päpstlichen Gestus vorgetragen und als 'solidarische Kritik' bezeichnet. Ausgewogen­heit, stringente Argumentation, Dialektik und Widerspruch - das ist mir alles piepegal. Mir ist bei dieser Flüchtlingsgeschichte einiges aufgestoßen und diese Rülpser sollen zu Papier gebracht werden.
Meine unmittelbare Reaktion, meine ‚Betroffenheit‘ nach dem Ab­schuß von Europa durch Afrika ist schnell geschildert: Ich kann (und will) eine klammheimliche Freude nicht verhehlen. Ich habe dieses verlogene & verkommene europäische Pack oft hetzen hören. Ich weiß, daß es bei der Ausplünderung, Verfolgung, Kriminalisierung und Folte­rung von Afrika eine herausragende Rolle spielte...
(Wer wissen will, wie das Original damals dann noch weiterging, googele unter „Buback, ein Nachruf").
Zurück in die Zukunft: Merkel im Sommer '15 war, wie spätestens jetzt jeder Vollidiot im Endstadium an diesen „Werkstattgesprächen“ erkennen konnte, ein Webfehler, eine nicht lebensfähige Mutation im allseits bereiten Schweinesystem, geboren zwar nur aus Hyper-Moralin, lächerlich falsch ein­geschätzten Machtverhältnissen und lückenhaftem Allgemeinwissen darüber, wo hier stammesgeschicht­lich der neoliberale Hase (wegen mir: imperialistische) lang läuft. Aber immerhin.
Doch nu isse weg, der Name schon Geschichte und vergessen. (Wie hieße noch gleich? Ach ja, Angela, der Engel.) Doch Geschichte wird weiter gemacht. Und die Überlebenden werden, wie es heißt, die Toten noch beneiden.
Es war mal eine Zeit, da gab es so was wie eine kollektive Hoffnung. Auf ne bessere. Die wurde zum Beispiel von Jean-Paul Sartre, zuge­geben bisschen barsch, so auf den Punkt gebracht:
„Einen Europäer erschlagen, heißt zwei Fliegen auf einmal treffen, nämlich gleichzeitig einen Unterdrücker und einen Unterdrückten aus der Welt schaffen. Was übrig bleibt, ist ein toter Mensch und ein freier Mensch.“
Eldridge Cleaver seinerseits nahm auch kein Blatt vor den Mund und meinte lapidar, doch nicht ohne Hoffnung:
„Wir werden Menschen sein. Wir werden es sein, oder die Welt wird dem Erdboden gleichgemacht bei unserem Versuch, es zu werden.“
Und ich wüsste nicht, was allein an diesen beiden Sätzen in der Gegenwart groß zu korrigieren wäre. Der Unterschied ist nur: Es ist 1 Minute nach 12, keine Hoffnung, nirgends, Schluss, aus, Nikolaus. Heute stürzen sich die Enkel von Cleaver als ultima ratio mit kaput­ten Schlauchbooten ins Mare Monstrum, wenn ihnen die Sahara nicht vorher bereits unser Europa als tödliche Fata Morgana den Weg ins Jenseits verkürzte.
Liebe Leser, werte User und alle auch mit 'in' am Ende!
Zwischendurch, wenn einem droht, dass alles, was man nicht ver­dauen konnte, plötzlich wieder hochkommt, und man noch überlegt, es gegen jedes Gefühl und alle Vernunft zu schlucken oder in die nächste Ecke zu brechen, ist einfach ab und an mal so 'ne Erklärung in eigener Sache fällig. No future. Nix für ungut. Und trotzdem und alledem.
Ein bißchen klobig, wie? Aber ehrlich gemeint ...

P.s.:
Umwww.de (Und-morgen-wirds-wieder-witzig.de)
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