Das Tagebuch

1.10.19
So, da bin ich wieder
Kleine, aufmunternde Anekdote zum Wiedereinstieg in unsre offene Gesellschaft:
Tatort Köln, gestern 9 Uhr morgens, U-Bahnhaltestelle Severinstr.. Gehe zum Aufzug und finde noch ein Plätzchen bei den 7 bereits Anwesenden, 3 Männer ü 50, flott identifiziert als Vertreter aus dem Morgenlande, 2 nichtssagende Jugendliche mit Knopf im Ohr und eine Frau mit Kinderwagen. Da will plötzlich noch ein rüstiger, gut gekleide­ter Herr u 50, ebenfalls mit Kinderwagen, Marke stolzer Vaterschafts­urlauber, mit in den doch offensichtlich schon vollen Aufzug, drängelt und poltert an der Tür rum und schnauzt uns an:
„Machen se gefälligst Platz oder kommen se raus und nehmen se die Treppe. Sie sind ja wohl noch alle gut zu Fuß!“
Da sag ich freundlich und ein wenig Mitleid heischend:
„Ich habe aber ganz schlimmen Arschkrebs, mein Herr. Und ich ha­be nur noch drei Wochen zu leben. Lassen se mir doch die Freude, in der Zeit, die mir noch bleibt, 'n bisschen mit dem Aufzug hier zu fahren.“
Und dann traute ich meinen Ohren nicht:
„Komm da raus!" schrie mich der feine Herr an. „Ich hau dir direkt einen aufe Fresse!“
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