Das Tagebuch

10.10.19
Wegen der lästigen ewigen Wiederkehr des Immergleichen
und damit hier kein unnötiges Missverständnis aufkommt
Das war 'ne heiße Märzenzeit
Trotz Regen, Schnee und alledem!
Nun aber, da es Blüten schneit
Nun ist es kalt, trotz alledem!
Trotz alledem und alledem –
Trotz Wien, Berlin und alledem –
Ein schnöder scharfer Winterwind
Durchfröstelt uns trotz alledem!

Die Waffen, die der Sieg uns gab
Der Sieg des Rechts, trotz alledem
Die nimmt man sacht uns wieder ab
Samt Pulver und Blei und alledem
Trotz alledem und alledem –
Trotz Parlament und alledem –
Wir werden uns're Büchsen los
Soldatenwild trotz alledem!

Heißt "Gnäd'ger Herr" das Bürschlein dort –
Man sieht's am Stolz und alledem
Und lenkt auch Hunderte sein Wort
Es bleibt ein Tropf trotz alledem
Trotz alledem und alledem
Trotz Band und Stern und alledem –
Ein Mann von unabhän'gem Sinn
Schaut zu und lacht, trotz alledem

Und wenn der Reichstag sich blamiert
Professorhaft, trotz alledem!
Und wenn der Teufel regiert
Mit Huf und Horn und alledem –
Trotz alledem und alledem
Es kommt dazu, trotz alledem
Dass rings der Mensch die Bruderhand
Dem Menschen reicht, trotz alledem!

Trotz alledem und alledem
Es kommt dazu, trotz alledem
Dass rings der Mensch die Bruderhand
Dem Menschen reicht, trotz alledem!
(Ferdinand Freiligrath)

Andererseits:
„Optimismus ist nur der Mangel an Information“
(Thomas Bernhard)

Andererseits:
„Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen.“
(Theodor W. Adorno)

Andererseits ...
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