Das Tagebuch

22.12.19
Aus Politik und Metaphysik
Die „unabhängige, überparteiliche“, unterirdische „BILD am SONN­TAG“, zusamen mit der Alltags-BILD Deutschlands erfolgreichste Unterhosenzeitung und Zentralorgan für private Meisen & Marotten aller Art, überlässt am heutigen 4. Advent dem 27-jährigen CDU-Schnuckel und gefeierten Politikernachwuchs aus Meck-Vorgedöns Philipp Amthor die komplette halbe Seite 5, auf dass er dem Rest der Welt die hochinteressante Botschaft vermittle, „warum er sich grade jetzt hat taufen lassen.“ Beigefügt hat das junge Volksvertre­tertalent aus Dunkelgermanien ein Foto von sich im blauen Kom­munionsanzug, aus dem er gen Himmel schaut, als hätte er just in dem Moment eine Sondererscheinung gehabt oder den längst fälligen Rentenbescheid bekommen.
Egal. Wir wollen uns ja nicht von Vorurteilen leiten lassen. Seine selbst gezimmerte Epistel an die Unterhosenzeitungsabonennten beginnt mit dem Zweisatz:
„Der Glaube ist für mich vor allem eine sehr private Angelegenheit und ich möchte nicht, dass er politisch instrumentalisiert wird.“
Ich wiederhole – falls Sie es überlesen haben, liebe Leser:
„... für mich vor allem eine sehr private Angelegenheit ...“ yo! wes­wegen er nach dem hirnerschütternden Tauferlebnis auch direkt zur BILD-Zeitung gerannt ist, zumal er 2. auch „nicht möchte, dass der Glaube politisch instrumentalisiert wird.“
In dieser stringenten Abendlandlogik geht’s dann frischfrommfröh­lichfrei bis zum finalen Amen. Und so kann man sich die restliche Lektüre in aller Seelenruhe schenken. (Falls Sie noch kein Geschenk für untern Tannenbaum haben.)
Philipp Amthor – ich glaube, den Namen sollten wir uns merken für die kommenden schweren Zeiten.
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