Das Tagebuch

4.1.20
Fliegengeschisse, das einfach nicht vergehen will
Anlässlich der 70-Jahr-Feier des nordrhein-westfälischen Landes­kriminalamtes war 2016 eine Studie in Auftrag gegeben worden über die ersten 4 Behördenleiter nach dem Krieg. Die ist nun dieser Tage fertig geworden und für die meisten sollen die Ergebnisse doch tat­sächlich einigermaßen erschreckend gewesen sein:
Alle 4 waren se schon in der dunklen Zeit – man kann sagen – sehr eifrig im Polizeidienste aktiv, so als stramme Nationalsozialisten und autodidaktische Massenmörder auch außerhalb des Reiches bei der Vernichtung unwerter Völker im Osten immer fleißig mit Feuer und Flamme vorneweg an vorderster Front, und danach dann mit Hilfe von Persilscheinen als staatlich anerkannte Widerstands­kämpfer bruchlos weiter in Amt und Würden, wie gesagt nacheinan­der als Leiter des Landeskriminal­amtes Mordrhein-Westfalen.
Und der amtierende Innenminister Herbert Reul (CDU) war bei der Veröffentlichung der Studie ganz besonders schockiert, der Herbert, der Herbert Reul, ein Mann, den so schnell nichts erschüttern kann, ein Demokrat von ausgesucht spezieller Denkungsart, humorvoll, sensibel und charmant.
Und wissense, wat der da bei der Feier ge­sagt hat, der Reul, wat der gesagt hat, bei der Feier da, wissense dat?
Nee, dat wissen se nich, dat können se gar nich wissen! Der hat da gesagt …
nee, nee, pass auf, der hat gesagt, hat er gesagt, hat er gesagt ...
nee, nee, hör mal, hör mal, hör mal, das glaubst du nicht ...
nee, nee, komma, komma, komma, pass auf, da hat der gesagt ...
ich dachte, das gibt’s doch nich, ha, ha, ha ...
da hat der echt gesagt, nee, dat kannse dir nich vorstellen ...
da hat der echt gesagt, pass auf, jetzt kommt's, da hat der gesagt:
„Aus heutiger Sicht hätten diese Männer niemals mehr als Polizisten arbeiten dürfen.“
Verstehse?
„Aus heutiger Sicht“! Hat er gesagt!
AUS HEUTIGER SICHT.
Is der nich lustig? Dieser Innenminister?
Aus heutiger Sicht.
Ja, aus welcher Sicht denn nicht?
Sie … Sie … Comedyminister, Sie!
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