Das Tagebuch

23.1.20
Guten Tag, Peter Wohlleben!
Nach ich-weiß-nicht-wieviel Millionen Exemplaren von Ihren ausge­plauderten Baumgeheimnissen müssen wir uns ab heute also auch noch ihren Waldmovie reinpfeifen? Is das Ihr Ernst? Wohin man oder auch wegguckt, Wohlleben is everywhere! Mein Gott, und ich hatte gedacht, der Kelch würde an mir vorübergehen …
Okay. Wir machen's aber kurz und schmerzlos, ja?
Finden Sie nicht auch, dass Sie in letzter Zeit ein wenig übergewich­tig geworden sind? Zuviel Wohlleben ist nicht gut. So was kann auch flotti nach hinten losgehen, lieber Wohlleben! In dem Sinne nämlich, Master Wohlleben, dass die Leute Ihrer und Ihrer Waldschraterei ganz simply und ratzfatz und unwiderruflich vollkommen überdrüssig werden! Überdrüssig, verstehense, lieber Wohlleben? Dass die also von Ihrem unaufhör­lichen Geraune und Gerunzel, wie toll und liebe­voll es unter den lieben Bäumen in Ihrem Märchenwald so zugönge, so fürsorglich, so karitativ, ja, so menschelich, die Nase voll haben! So was geht heutzutage schneller, als Ihr Vorstellungsvermögen es Ihnen erlaubt! Ja, ja.
Gut, Hitler und diese Nazis alle, was die mit dem schönen Wald ge­macht haben, war natürlich oberschlimm, ach was red ich: megaoberschlimm. Aber Sie sind auch … schlimm.
Schönen Tach noch.
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