Das Tagebuch

29.1.20
Heimatkunde -
heute: Kölle
Werter Markus Schwering, Sie gehören ja als E-Kulturpapst der Kölner Kirchenzeitung „Stadtanzeiger“ zu den wenigen ihrer Bran­che, auf dessen Seriösität, Schwurbellosigkeit und Faktensicherheit man sich einiger­maßen verlassen kann - angesichts Ihrer unfassba­ren Viel­schreiberei (heute allein ganze anderthalb Seiten!) geradezu bemerkens-, ja, gratulationswert. Und da sind wir auch schon beim Thema. Überschrift:
„Geschichte atmen am Kapitolshügel -
An Kölns größter romanischer Kirche fließen die Zeitläufte von den Römern bis heute zusammen“
Sie schreiben:
'Die spätgotische Dreikönigspforte, das letzte erhaltene „Immunitäts­tor“ in Köln an der Südseite zum Marienplatz, stammt aus dem 15. Jahrhundert. Es wurde an der Stelle errichtet, an der Erzbischof Rainhald van Dassel die Gebeine der Heiligen Drei Könige in die Stadt gebracht haben soll.'
So, worum geht’s, was is los, wonach riecht's, wat scheint denn hier nich ganz koscher? Sind doch alles Fakten, ist doch alles korrekt! Oder? Selbst das, was ins Reich der Legende gehört – dass näm­lich, ganz wich­tig, dieser Erzkriegsverbrecherbischof van Dassel seine berühmteste Kriegsbeute, die „Gebeine der Heiligen Drei Könige“, durch genau das Immunitätstor, das später deswegen ehrfürchtig „Dreikönigspforte“ genannt wurde, in die Kölner City ge­schleppt haben soll – selbst diese pisselige Pisseligkeit haben Sie voll korrekt mit dem Wörtchen „soll“ als typisch unbewiesene Kir­chengeschichtsmärchenerfindung - zumindest - ange­deutet.
Ja und? Was soll das jetzt? Wo will er denn hin? Fragt sich aber allmählich der geneigte, auf die Folter gespannte Leser dieser Zei­len.
Nun, es mag ja pingelig erscheinen wie pathologisches Erbsenzäh­ler- und Korinthenkackertum, trotzdem: Werter Herr Schwering, diese Ihre heiligen drei Könige hat's nun mal niemals jemals never ever gege­ben. Und schon gar nicht deren Beine, Gebeine oder sonst wat für tote Phantasmata! Alles Lüge und Legende, alles klassischer Kirchen-Lull & Lall. Und des­wegen gehören diese drei heiligen Vögel – mit Verlaub – auch ein­gesperrt in, na? na? ... genau ... in Anführungszeichen! Sonst müssten wir das gesamte Geseier leider, leider Gottes Propaganda nennen. Und noch was: Eigentlich sollten m.M.n. alle Wörter in solchen Artikeln grundgesetzlich in Anführungs­zeichen gesetzt werden. Außer vielleicht "und" und "aber". Reichen tät aller­dings – ich bin da ja kompromissbereit -, für den Anfang auch nur das Wort "Kirche".
Danke im Voraus.
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