Das Tagebuch

4.3.20
Bei Volksvertreters ist der Teufel los
Springers „Welt“ schreibt:
„Ein Diskussionsbeitrag auf dem Strategietreffen der Linken zum künftigen Kurs der Partei am vergangenen Wochenende in Kassel hat scharfe Kritik ausgelöst. CSU-Generalsekretär Markus Blume forder­te deswegen am Dienstag den Rücktritt von Linke-Chef Bernd Riex­inger. Riexinger müsse sich erklären und die Konsequenzen ziehen. ‚Der Rücktritt vom Parteivorsitz ist unausweichlich‘, schrieb Blume bei Twitter. CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak nannte die Haltung der Linken und Riexingers ‚abscheulich‘.
Hintergrund ist ein Videoausschnitt von dem Treffen, der im Netz verbreitet wurde: Bei einer Diskussionsrunde äußert sich darin eine Teilnehmerin mit den Worten ‚Energiewende ist auch nötig nach 'ner Revolution. Und auch wenn wir das ein(e) Prozent der Reichen erschossen haben, ist es immer noch so, dass wir heizen wollen, wir wollen uns fortbewegen...naja, ist so, wir müssen mal von dieser Meta-Ebene runterkommen.‘
Im Hintergrund ist ein Raunen zu hören, vereinzelt gibt es Beifall, aber auch Kopfschütteln. Parteichef Riexinger, der auf dem Podium sitzt, greift nach dem Redebeitrag zum Mikrofon und sagt scherz­haft: ‚Wir erschießen sie nicht, wir setzen sie schon für nützliche Arbeit ein‘. Riexinger distanzierte sich am Dienstag bei Twitter davon und schrieb: ‚Der Kommentar der Genossin war unakzep­tabel, wenn auch erkennbar ironisch. Meine Reaktion darauf hätte sehr viel unmissverständlicher sein müssen‘. Später fügte er hinzu: ‚Auch wenn der Kommentar einer Teilnehmerin auf der Strategie­konferenz nun völlig aus dem Kontext gerissen wird, er war und ist inakzeptabel. Ich bedauere, dass ich ihn nicht sofort unmissver­ständlich zurückgewiesen habe‘.“
So weit, so Familie Volksvertreter. (All die andern mit ihrem Senf hab ich aus Platzgründen weggelassen.)
Kommen wir zur Sache! Zu unserer kleinen Revolutionskunde!
Dass Köpfe rollen müssen – ich mein, die sind ja nicht umsonst rund – bei einer Revolution, is natürlich kein Muss, also "muss" jetzt nicht sein, ist definitorisch nicht unbedingt essenziel, kein Dogma und kein Naturgesetz, nicht direkt zwingend. Aber ... aber, ihr werten Blumes, Ziemiaks und Konsorten dieser Welt, wenn man sich mal gnädigerweise, und sei es nur für eine winzige Minute oder weil man grad nix anderes vorhat, irgendein beliebiges Geschichts­buch zur Brust nähme und dort mit blindem Finger auf irgendeine voll­kommen x-beliebige Stelle tippte, stößt man unweigerlich auf? auf die berühmten Kol...? Genau, Kollateralschäden der Revo..lucy..on. Selbst in den „Lustigen Taschen­büchern“ von Walt Disney hängt das Leben von Dagobert Duck immer an 'nem seidenen Faden.
Egal. Was mich nur immer wieder so fasziniert, ist die Chuzpe, mit der alle, aber auch wirkliche alle regierenden und möchte-gern-regierenden, kleinen und großen „Menschenfressermenschen“ (Rio Reiser) meinen, unsereins mit ihrer Moralscheisse beeindrucken bzw. veräppeln zu können. (Tut mir übrigens leid. Ich konnt‘ hier nich‘ die wenigen, die nicht zu den Menschenfressern gehören, alle aufzählen. Und zwar tatsäch­lich, man höre und staune, jawollja, aus Platzmangel.)
Wir kommen zum Schluss!
Nur zur Erklärung für typisch hohle Nüsse wie Markus Blume, Paul Ziemiak et al. Bert Brecht, der auch des öfteren mal daneben lag, hat an entsprechender Stelle dazu angemerkt:
„Der reissende Strom wird gewalttätig genannt. Aber das Flussbett, das ihn einengt, nennt keiner gewalttätig.“
Also, Blume, Ziemiak et al., Vorsicht ist die Mutter der Porzellan­geschichte. (Wenn Sie jetzt ahnen, was ich meine.)
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