Das Tagebuch

17.9.20
Dummheit und Stolz wachsen aufm selben Holz
Lange war er uns ein Büchlein mit sieben Siegeln, ein böhmisches Kaff oder auch einfach nur Armin, der Sensible, der Öcher-Laschet. Lange hatten wir gerätselt und lange mussten wir im Trübdunklen munkeln, ja, stocherten gleichsam blindlings im Nebel vergangener Gezeiten: Wie kam er her und wo kam der her? Aus welchem Blute, aus welcher Sippe oder Sipp- oder Suppschaft? Gab es vielleicht große Männer, gar große Weibspersonen, Gestalten von etwaiger geschichtlicher Gewichtigkeit in seiner, in unsrer äußerst langen Ahnenfolge von heute bis hin zu jener Aufbruch-Epoche, da neben Homo Weise ja auch der Neandertaler vom dunklen, schwarzen Kontinente die Reise nach Norden angetreten war, um sodann als letzter Nachkomme der Truppe – mit kurzem Zwischenaufenthalt im Aachener Öcher-Loch - schlussendlich, man ahnt es schon, in Düssel … ja,ja, in Düsseldorf seine Wurzeln zu verwurzeln?
Nun, das Rätselraten hat mit dem heutigen Tage sein vorläufig Ende gefunden. Die emsigen Jungjournalisten Moritz Küpper und Tobias Blasius haben mit dem Segen des Miniprä von NRW dem weitern Wuchern wilder Spekulationen, Fake-Legenden und (wie man heute zu formulieren pflegt)„Verschwörungserzählungen“ ein für alle Male den fruchtbaren Boden entzogen - und zwar mit ihrer würklich löb­lichen Armin Laschet-Lebensbeschreibung „Der Machtmenschliche“. Denn darin berichten sie von den Forschungsarbeiten des Hobby-Stammbaum- und Familienkundlers Patrick Laschet, seines Zeichens Bruder des Armin Laschets. Und der Autoren gar nicht mal so über­raschende Kernthese lautet denn auch:
„Armin Laschet stammt in 40. Generationenfolge erwiesenermaßen von Karl dem Großen ab.“
Ja, von dem großen Karl dem Großen! (Ich hätt' ja eher auf Armin der Cherusker getippt. Egal.)
Die Familie Laschet hatte so was schon immer irgendwie im Stillen geahnt (siehe auch „Ahnenforschung“), und schaut man in die fei­nen Gesichter all dieser Laschets, ist denn dort auch ein gewisser Anflug von dummdämlichen Stolz ob solcherart Abstammung wahr­lich nicht zu ver­leugnen.
Nun ja, wat sollet, shit happens, könnte man da abwinken und zur Tagesordnung ... aber halt!
Abgesehen davon, dass sich jetzt zwar alle Söder-, Merz- + Röttgen-Apostel getrost in ihren Allerwertesten beißen dürften, man aber andererseits mitnichten auf Sachen stolz sein kann, für die man ab­solut nix und wieder nix kann, stellt sich doch wohl sinniger die Frage, ob es nicht besser, opportun und weiser gewesen wäre, über die genetische oder sonst­wie verhunzt geartete Nähe zu diesem kollossalen Kaiserklopps & Königsklon eher den generösen Mantel des Stilleschweigens auszu­breiten.
Und überhaupt: Gehört es sich nicht in solchen Fällen Folgendes zu beachten? Man geht nicht hausieren mit seiner Abstammung von Leuten, schon gar nicht solchen Kalibers! Das tut man einfach nicht. Mach ich auch nicht, könnt‘ ich, tu ich aber nich‘, obwohl ich sogar - und bei Gott und King Ping Pong, das ist voll, krass und nichts als die Wahrheit - der Kaiser von China bin.
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