Das Tagebuch

6.4.21
Ich, ich und noch mal ich
Wiglaf Droste hat seinerzeit den Top-Egomanen und Bergbekraxler Reinhold Messner mal folgendermaßen charakterisiert:
„In diesem Mann ist nichts als ein mons­tröses ödes Ich-Ich-Ich. Immerzu ist er mit sich selbst be­schäftigt, und die Worte ‚ich’, ‚mir’, ‚meine’ tauchen in einer Häufigkeit auf, die jeden Rekord bricht. In den olym­pischen Disziplinen Angeben und Aufplustern schlägt Messner Konkurrenten wie Günter Grass und Horst Köhler um Längen.“
Und ich hatte seinerzeit nach bestem Wissen und Gewissen meine Besprechung von Messners bestsellerndem Spitzengequatsche „Gobi – Die Wüste in mir“ mit Wiglafs weisen Worten affirmativ eingeläu­tet.
Entschuldigend könnte man nun einwenden: Thomas Gottschalk hatte bis dato noch nichts Schriftliches ausgeschieden. Und wenn der Mann was im Fernsehen von sich gab, ging‘s hier rein und da raus, und in der gesamten Müll-Lawine von „Wetten, dass …?“ et al. sowieso unter. Persönlich angetan hab ich mir den außerdem eh nie. Aber was Recht ist, soll Recht bleiben, und richtig auch richtig. Und wenn man als großer, großer Kritikus einen Mitbürger so unge­heuer fälschlichst beleumundet hat wie ich das Murmeltier Yeti Messner, sollte man sich beizeiten auch mal korrigieren dürfen. Also:
Reinhold Messner gehört zwar unter den Top-Egomanen dieses Pla­neten zu den absoluten Spitzenkräften. Aber: Im Vergleich zu Th. Gottschalk gilt er im Reiche der Top-Ichlinge objektiv als ein zu vernachlässigender, lächerlich kleiner Wicht und Waisen­knabe.
Bei Gottschalk gibt es keinen einzigen Satz ohne „ich“! Alle Sätze fangen mit „Ich“ an. Oder hören mit „ich“ auf. Und wenn ein „ich“ zufällig mal mittendrin auftaucht, hört man dieses „ich“ auch nur, weil das Satzfüllmaterial drumherum sich jedem auch nur ir­gendwie geartetem Sinn komplett verweigert. Selbst die seltenen Neben­sätze bei Gottschalk bestehen in ihrer Substanz nur aus „ich, ich, ich und aber­mals ich“. Wenn man bezüglich des Gottschalk-Ichs über­haupt von Substanz …
Egal.
Menschen, die sich in der Kulturindustrie gut auskennen müssen, faseln voller Stolz von ihren beiden „gleichberechtigten Titanen“, die da von ihnen gleichermaßen seit Jahrzehnten als die „heiligen 2 Könige“ hoch­gehypt, gepimpt, gejazzt und angehimmelt werden: Pop-Titan Dieter Bohlen und Show-Titan Thomas Gottschalk.
Jetzt werden einige meiner Freunde mir wohl nicht folgen mögen, aber, lieber D. (du erinnerst dich an unsern heißen Bohlen-Disput?), ich kann‘s mir nicht verkneifen: Von Gleichberech­tigung der beiden Show-Pfeifen würd ich auch hier nicht reden wollen. Thomas Gott­schalk ist meines verachtens mit Sicherheit + Abstand das größere Arschloch.
So. Und was jetzt den Wüstenfuchs Messner angeht: Ich wollt‘ mich ja nur 'n bisschen entschuldigen.
Tschulligung.
zum Tagebuch