Das Tagebuch

12.4.21
„Sofagate“
Die neueste Nummer vom regierenden Hochkultur-Propheten der Türkei läuft unter der Bezeichnung „Sofagate“.
Beim EU-Türkei-Treffen in Erdogans privatem Protzbordell bekam EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen nur einen Sofa-Platz am Katzentisch - anders als Ratspräsident Charles Michel, der, dem Sul­tan gleich, neben diesem in einem opulenten Sultan-Sessel Platz nehmen durfte. Im Palast knallten später dann vor Schadenfreude ob der gelungenen Armseligkeit die Kor­ken, während man sich in Brüssel die Köpfe heiß diskutierte, wie auf diese „neuerliche Un­verschämtheit“ denn zu re­agieren sei.
Von „Selber schuld“ und „War wohl nur 'n Missverständnis“ über „Einfach gar nicht igno­rieren“ bis zur öffentlichen Titulierung des Obermuftis als „Dikta­tor“ war praktisch alles dabei. Viele, viele Worte, doch letztend­lich für nichts und wieder nichts. Kein alle befriedigendes noch überzeugen­des Ergebnis am Ende. Natürlich, selbstverständ­lich, eine mutige Formulierung, zumal interpreta­tionsfähig, doch diplomatisch undenkbar, wie „Diktator“, das war nicht mehrheitsfähig. Wie auch immer.
Anstatt es mit einer simplen, eindeutigen und zugleich realen und weltweit nachvollzieh- und unwiderlegbaren Zuschreibung zu ver­suchen, und gut is, mit einem soliden Klartext eben, beispielsweise mit dem einfachen Satz:
„Er ist zwar ein Ziegenficker; aber er ist unser Ziegenficker. So, und jetzt nächstes Thema.“
Warum denn nicht mal so?
Ja, warum denn nicht mal so.
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