Das Tagebuch

24.9.21
„… und es bleibt spannend ...“
Ich kann's nich' mehr hör'n!
Ob nun der eine oder der andere am Ende das sog. Rennen macht, ob also nach dem 26. die Pest oder die Cholera ins Kanzleramt ge­krochen kommt, vielleicht sogar im Verein mit Milzbrand, Pocken und KIJIMEA Reizdarm PRO, um sich dann später, wie man so sagt „mit bemerkenswerter Opferbereitschaft an die für eine führende westliche Industrienation“ nun mal notwendige Drecksarbeit zu be­geben – die moderierenden Unterhaltungskünstler aller Print- und Sendeanstalten jedenfalls werden in diesen Tagen „nicht müde zu behaupten“, wie man so sagt, „dass es bis zum Schluss spannend bleiben wird“: „Ja, das können wir Ihnen garantieren,“ rhabarbert es aus sämtlichen Medien. „Nach diesem spannenden Triell wird das nächste Triell noch wesentlich und viel, viel spannender werden. Wir hier erwarten es sogar mit Hochspannung.“ Ja, sogar mit Hoch­spannung. Is ja interessant.
Bei mir ist das eher nicht so.
Ich kann Ihnen aber flüstern, was spannend ist.
Seit 4 Tagen sitze ich zu Hause mit dem Kopfhörer aufer Glocke und höre die „neue“ Bob Dylan. Rauf & runter (s. Eintrag vom 17. Sept.) Immer wieder rauf und runter! Und ich sag Ihnen: DAS ist spannend, obwohl‘s ja nun wirklich immer nur dasselbe ist. Und das ist - auch nach dem 25. Mal noch - in der Tat Spannung pur. Dagegen kön­nen sich diese diversen Moderierer, um es zur Abwechselung mal freund­lich zu formulieren, ihre „hochspan­nenden Trielle“ inklusive „hoch­spannenden Kanzlerkandidaten“ und pipapo sonstwo reinschieben. Ob nun mit neuer Brille oder ohne neue Brille, ob mit Wumms, Wamms oder Wimms, ob in bunt, schwarzweiß, magenta oder im Tran, in einem superstylischen Fernsehstudio oder eben nicht, ge­photoshopt oder mit erkennbar unbehandelter Hackfresse, ob kack­frech oder fried­lich, gegendert oder ungegendert, halb und halb und unbekannt oder sonstwie gegen de Wand gerannt ... das alles is mir vollkommen egal und piepenhagen. M.a.W.: rie­senschnuppi. Wenn Sie ahnen,
was ich meine.
Ich sage nur: Bob Dylan.
Amen.
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