Das Tagebuch

4.11.21
Probleme der Christdemokratie
in Zeiten ihrer galoppierenden Verüberflüssigung -
Folge 87
Immer, wenn Söder ihm, seinen Parteifreund, öffentlich Knüppel zwischen die Beine geknüppelt hatte, ihn zum mummlosen Weichei, zum Prototypen des politischen Versagers und ewigen Vorzeige­loser schlechthin, kurzum: zu einem Nichts­nutz und einer unfähigen Pro­vinznulpe, zu einem peinlichen Angsthasen, zu einem klassi­schen ‚Zu-Blöd-Zum-Zum‘ heruntergeputzt und dergestalt fertig gemacht der christdemokratischen Meute genüßlich zum großen Fressen in die Arena geworfen hatte, immer dann hätte er ihn, seinen Partei­freund Söder, so teilt er dem ‚Redaktionsnetzwerk Deutschland‘ wortwörtlich mit, sofort angerufen und ge­sagt: „Markus, lass es! Markus, warum sagst Du jetzt wieder das?“ Söder habe dann immer geantwortet: „Nein, das ist falsch zitiert. So habe ich das gar nicht gesagt.“ Dass jedoch die faustdicke, all­tägliche Lüge primär zu Sö­ders feinen Lebensart, zu seinem savoir vivre gehört und jeder Kon­kurrent zumindest diese Nummer auf der Rechnung haben muss und die Presse für die offensichtlichen Dreckschweinereien des bayeri­schen Ministerpräsidentenschweins nur verharmlosen­de Sprach­re­gelungen wie „gemeine Sticheleien und Schmutzeleien“ parat hatte, lockte dann auch niemand noch groß hinterm Ofen hervor.

Der Kanzlerjob ist einer der härtesten. Wer den macht, weiß sich permanent im Krieg. Da kann man nicht seine erklärten Feinde je­de Nacht ausm Bett klingeln und in den Hörer jammern: „Warum hast du das jetzt wieder gesagt. Lass das doch bitte.“
So widerlich der Wahlkampf auch war, man konnte aber auch was draus lernen: Erstens ... und zweitens schon vor der Festlegung auf A.L. hätte jeder mit 2 Gramm Grips inne Birne erkennen müssen, dass er – und zwar egal, wie man zu ihm stand – vielleicht besser als Kandidat für eine regio­nale Prinzenproklamation irgendwo jwd, mög­licherweise sogar auch als Schützenkönig im sächsischen trau­ten Witzewatzesackewitz hätte Verwendung finden können (obwohl Schüt­zenkönig wird man ja, glaub ich, auch nur, wenn man was ge­leistet, z.B. nen Vogel abgeschossen hat.) Niemals aber wird in die­ser wenig einfühlsamen Welt ein Kindergartenonkel, ein gelernter Langweiler und Fettnäpfchen­vertreter, ein geborener Lappenclown wie A.L. Kanzler der Bundesrepu­blik Deutschland.
Auch wenn er nicht ganz so mein Fall war, wünsch ich ihm für die Zukunft alles Gute. Und dem Söder, dass ihn beizeiten der Teufel hole.
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