Immer, wenn Söder ihm, seinen Parteifreund, öffentlich Knüppel zwischen die Beine geknüppelt hatte, ihn zum mummlosen Weichei, zum Prototypen des politischen Versagers und ewigen Vorzeigeloser schlechthin, kurzum: zu einem Nichtsnutz und einer unfähigen Provinznulpe, zu einem peinlichen Angsthasen, zu einem klassischen ‚Zu-Blöd-Zum-Zum‘ heruntergeputzt und dergestalt fertig gemacht der christdemokratischen Meute genüßlich zum großen Fressen in die Arena geworfen hatte, immer dann hätte er ihn, seinen Parteifreund Söder, so teilt er dem ‚Redaktionsnetzwerk Deutschland‘ wortwörtlich mit, sofort angerufen und gesagt: „Markus, lass es! Markus, warum sagst Du jetzt wieder das?“ Söder habe dann immer geantwortet: „Nein, das ist falsch zitiert. So habe ich das gar nicht gesagt.“ Dass jedoch die faustdicke, alltägliche Lüge primär zu Söders feinen Lebensart, zu seinem savoir vivre gehört und jeder Konkurrent zumindest diese Nummer auf der Rechnung haben muss und die Presse für die offensichtlichen Dreckschweinereien des bayerischen Ministerpräsidentenschweins nur verharmlosende Sprachregelungen wie „gemeine Sticheleien und Schmutzeleien“ parat hatte, lockte dann auch niemand noch groß hinterm Ofen hervor.
Der Kanzlerjob ist einer der härtesten. Wer den macht, weiß sich permanent im Krieg. Da kann man nicht seine erklärten Feinde jede Nacht ausm Bett klingeln und in den Hörer jammern: „Warum hast du das jetzt wieder gesagt. Lass das doch bitte.“
So widerlich der Wahlkampf auch war, man konnte aber auch was draus lernen:
Erstens ... und zweitens schon vor der Festlegung auf A.L. hätte jeder mit 2 Gramm Grips inne Birne erkennen müssen, dass er – und zwar egal, wie man zu ihm stand – vielleicht besser als Kandidat für eine regionale Prinzenproklamation irgendwo jwd, möglicherweise sogar auch als Schützenkönig im sächsischen trauten Witzewatzesackewitz hätte Verwendung finden können (obwohl Schützenkönig wird man ja, glaub ich, auch nur, wenn man was geleistet, z.B. nen Vogel abgeschossen hat.) Niemals aber wird in dieser wenig einfühlsamen Welt ein Kindergartenonkel, ein gelernter Langweiler und Fettnäpfchenvertreter, ein geborener Lappenclown wie A.L. Kanzler der Bundesrepublik Deutschland.
Auch wenn er nicht ganz so mein Fall war, wünsch ich ihm für die Zukunft alles Gute. Und dem Söder, dass ihn beizeiten der Teufel hole.
Das Tagebuch
4.11.21
Probleme der Christdemokratie
in Zeiten ihrer galoppierenden Verüberflüssigung -
Folge 87
in Zeiten ihrer galoppierenden Verüberflüssigung -
Folge 87