„Und im Anschluss an diese ‚Tagesthemen‘ nun der sehr sehenswerte Dokumentarfilm ‚Der Sturm auf das Kapitol‘.“ (Ingo Zamperoni)
Und wenn man so freundlich gebeten wird, dann will man dem ja auch gerne folgen. Also biddeschön:
90 Minuten aneinandergeklöppeltes, „teils bisher unveröffentlichtes Material“, private Videoschnipsel und O-Töne von einem hirnlosen, primitiven, patriotischen, durchgeknallten, (quasi)-religiösen, weißen Lynchmob und Dumpfbackenpack, das seit der letzten Wahl objektiv als die mit knapp 50 Prozent ausgewiesene dunkle Seite Amerikas gelten kann, zwischendurch vereinzelte Kommentare von traumatisierten, zu Tode verängstigten Zeugen der Gegenseite, dazu praktisch kaum Analysen des Dokumentaristen, dafür aber permanente, vielsagende Untermalung mit dramatischer Musik, übrigens eine mittlerweile schon alltäglich angewandte, nervtötende Funk- und Fernsehmarotte, damit auch der allerletzte kulturindustrielle TV-Vollidiot merkt: Hallo, jetzt wird‘s noch spannender bzw. noch schlimmer oder noch ekliger, je nach individueller Geschmacksrichtung, auf jeden Fall: Dranbleiben! .
Dass „Der Sturm auf das Kapitol“ unter Trump-Liebhabern ein rasender Dauer-Blockbuster werden wird, kann man sich ja an zwei ausgestreckten Mittelfingern ausrechnen.
Hier in diesem Land dürfte der Fall etwas anders liegen. Von offizieller Anstaltseite heißt es gewöhnlich „In unverbrüchlicher Freundschaft und Bündnistreue verbunden,“ was nicht zufällig schon nach vorauseilender Trauertränenarbeit beim Ableben verhasster Verwandten klingt. Der gewöhnliche, amerikafeindliche deutsche Fernsehgucker aber, für den ja der armselige Streifen produziert wurde, bekommt mit ihm eine Extra-Portion Happy-Happi und ist angenehm kino-gruselig beglückt wie beim „Exorzisten“, ist entzückt zu sehen, dass „der Ami“ ja wohl noch bekloppter und so weiter ist als gedacht. Und schon ist das deutsche Volk 1,2,3 auf seinem doch echt schwierigen Weg der Wiedergutwerdung wieder glücklich ein paar Zentimeter weitergekommen.
Aber hat das deutsche Lamento über den Idioten Trump und seine idiotischen Anhänger nicht auch was unbedingt Komisches an sich? Oder direkt mal andersrum gefragt:
Was sind denn knapp 50 Prozent gegen praktisch 100 Prozent?
Und was 4 Jahre gegen 12?