Schon die antiken Römer wussten sich im Zweifelsfalle zu benehmen und dass man über Geschmäcker nicht streiten kann. Allerdings stammt der Spruch „De gustibus ...“ etc. nicht von den Römern, sondern um das Jahr 1799 rum von dem sensiblen, umtriebigen Jean Anthelme Brillat-Savarin, einem französischen Revolutions-Richter, Schriftsteller und Kochbuchautoren.
Seit gestern haben die Grünen nun eine neue Doppelspitze, zwei neue Parteivorsitzende, die linke Ricarda Lange und den gebürtigen Syrer und Realo Omid Nouripour. Ähm, was wollt‘ ich eigentlich … ach so ja!
Es gäb ja nun so manches zu disputieren, zumal in diesen Zeiten der faulen und superfaulen Kompromisse, dass sich die Grünen zum Beispiel zwei solche Figuren an die vorderste Front wählen. Aber in den sog. sozialen Medien, den Disputier-Foren des Volkes, hat man wichtigeres im Sinn, und zwar das offensichtliche Übergewicht von Ricarda Lange. Die in den unendlichen Weiten des Internets tobenden Redeorgien hatten rasend schnell zu der interessanten, von der absoluten Mehrheit geteilten Hauptthese geführt:
„Wie kann man nur ... mit der Figur ...“ und so weiter.
Und jetzt zur Sache, Schätzchen:
Es sind nicht die ewig gleichen obligaten Mordphantasien, Gewaltwünsche und sexualpathologischen Beleidigungen und Hasstiraden, die uns als das Wesentliche dieser Parallelgesellschaft irritieren sollten sondern die normalen stundenlangen Diskussionen über Kilogramm, Schwerkraft, Ästhetik, Kleidung und Körpereigenschaften, potentielle, vermutete oder tatsächliche Ernährungsweisen, deren Häufigkeit, Mengen, Usus und Abusus und Verträglichkeit, die alle zu dem Erscheingsbild geführt haben könnten, das uns, Zitat „diese Ricarda Lange jetzt bietet.“ Und diese Aneinanderreihung endloser Monologe, getrieben einzig von dem unstillbaren, heillosen Bedürfnis nach nichtssagender Selbstdarstellung, Onanie & Masturbation, die uns mittlerweile als die „moderne Art der Diskussion“ verkauft wird, kulminieren bei praktisch allen Diskutanten und -onkeln in der hochpolitischen Feststellung:
„Und mit der (…) wollen die Grünen jetzt also ‘nen Blumentopf gewinnen? Na, prost Mahlzeit!“
Ja, und weil die Realität so real und armselig ist, wie sie ist, wird‘s auch wohl in 4 Jahren nur der Blumentopf werden. Jedenfalls kein Platz an den Fleischtöpfen der Macht.