Das Tagebuch

2.4.22
Revolution – wo gibt‘s denn so was?
Vor 100 Jahren kam, wenn man auf die Straße lief und „Revolution“ rief, die Polizei. Heute käm der ‚Arbeiter-Samariter-Bund‘. Oder der ‚Pari­tätische Wohlfahrtsverband‘ mit den weißen Kitteln und der Beruhigungsspritze oder die ‚Caritas‘ mit ihrer unendlichen Liebe. Da aber niemand auf die Stra­ße rennt, und schon gar nicht wegen des weltweit massenhaften Elends, das dieser – sorry – Kapitalismus jeden Tag aufs Neue produ­ziert, bleibt die notwendige Aufklärungsarbeit wieder einmal am ‚Kölner Stadtanzeiger‘ hängen:
„Was ist der Einbruch in eine Bank gegen den Besitz einer Bank?“
Nein, das stammt nicht von dem, sondern vom vorsichtigen Bert Brecht. Der ‚Stadtanzeiger‘ aber dagegen nimmt kein Blatt vor den Mund, schreibt vielmehr und nennt sogar Namen und Adressen:
„Immer mehr Kreditinstitute verlangen von ihren Kunden Straf­zinsen.“
Und listet sorgfältig auf:
„Diese Banken erheben Negativzinsen: Commerzbank, Deutsche Bank, Postbank, Stadtsparkasse“ usw. usw.
Und die ‚tagesschau‘ setzt noch einen drauf:
„Negativzinsen treffen immer mehr Kunden“
„Sparer in Deutschland haben es immer schwerer: Denn die Zahl der Banken, die Negativzinsen verlangen, steigt.“
Und - wat is?
Nix passiert.
Die Frage bleibt.
Die Antwort auch:
Wieso, weshalb, warum?
Warum leckt der Hund seine Eier?
Weil er‘s kann.
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