Das Tagebuch

26.4.22
„Der Friederich, der Friederich,
das war ein arger Wüterich.
Er fing die Fliegen in dem Haus
Und riß ihnen die Flügel aus.
Er schlug die Stühl’ und Vögel tot,
Die Katzen litten große Not.
Und höre nur, wie bös er war:
Er peitschte seine Gretchen gar!“
Tja, das war in der guten, alten Zeit der böse Friederich. Aber was soll's?! Schwamm drüber, lang ist‘s her.
Wenn dagegen Friederich Merz unterwegs ist & sein Unwesen treibt, dann leiden nicht so sehr die Fliegen, Stühle, Vögel, Katzen, Hunde oder irgendwelche Gretchen, sondern die deutsche Sprache, Logik, Sinn und Empathie und ein desolat ramponiertes Verständnis des simplen Wechselspiels von Ursache und Wirkung, eng verbunden mit einem un­kaputtbaren Faible für sauerländische Platitüden, so dass selbst der letzte adipöse, westfälische Kartoffelbauer runter mit den Nerven ruft „Üben, üben, üben, üben! Ansonsten: Geh doch nach drüben!“
Insofern scheint er mir genau die richtige Figur zu sein, um der CDU den Sprung ins Kanzleramt für die nächsten 10 Jahre ordentlich zu versaubeuteln. Dem Fernsehsender WELT aus dem Hause Springer munkelte Merz also am Montag apokalyptisch in die Kameras:
„Wenn Putin jetzt nicht gestoppt wird, dann macht er ..“, ja, bitte, was? Und gespannt wie ein Flitzebogen erwartete die willige WELT-Gemeinde in der politischen Quizshow von ihrem Merz diesmal eine einigermaßen stimmige Prognose und endlich radikale Maßnahmen ge­gen den Iwan und für alle Deutschen eine Familienpackung Merz-Dragees mehr. Wahlweise auch „Kijimea Reizdarm Pro“ in der Tube bis ans Lebensende.
Doch Merzens Lösung auf die selbst gestellte Frage „Wenn Putin jetzt nicht gestoppt wird, dann macht er …“ ging wieder mal nach hinten los und lautete - für Merz überraschend clever und schwer visionär: „… dann macht er weiter so.“
Hm. Okay, wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich's Wetter oder 's bleibt wie es ist. Und trotzdem gab's dafür wohl stehende Ovationen. Man ver­steht die Welt nicht mehr.
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