Wenn man einfach nicht mehr kann – und zwar in jeder Beziehung; wenn man weiß, da kann nicht mehr viel kommen; wenn einem die Puste ausgegangen ist - beim großen run nach den Fleischtöpfen, nach dem Ewigem Glück, nach ditt un datt oder Weißderteufelwat - meinetwegen auch nach radikaler „Gesellschaftsveränderung“ (Ähm, gibt‘s das Wort überhaupt noch?); wenn einem also partout nichts mehr einfällt und die ‚Villa Feierabend‘, dein ‚Hotel zur langen Dämmerung‘ in greifbare Nähe gerückt ist, wenn einem also so viel Gutes wird beschert, dann ist das schon (nicht nur) einen „Asbach Uralt“ wert, sondern auch bei den meisten Mitbürgern ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie nach langer Irrfahrt endlich wieder zuhause bei Mama un Papa gelandet sind.
Einer dieser glaubwürdigen Zeitgenossen ist diesertage mal wieder besonders unangenehm auffällig geworden. Dem ‚Kölner äh Stadtanzeiger‘ hat er als einer der allerletzten Berufsjugendlichen am 30. Mai in seiner unnachahmlichen Seifenopernpunk-Attitüde die ganze Seite 11 volltiriliert, Thema „Mein langer Lauf zu mir selbst“. Nein es war nicht der Joschka, nicht Bohlen, nicht Buschido, nicht Lindenberg, Lindemann, Niedecken und nicht Heinz Rudolf Kunze, nicht Scooter, Engler, Maffay oder horribile dictu Westernhagen, nein, Campino war sein Name, seines Zeichens Rock‘n‘Roll-Beauftragter von D.dorf.
Mich haben diese toten Hosen nie interessiert. Das war für mich Juso-Musik, auf einer Linie mit den unerträglichen Friedenstauben-Brüdern von den Bots: „Was woll‘n wir trink'n sieben Tage lang ..“. Und spätestens, als er in den 90er Jahren voller Stolz bei Biolek rumlümmelte, strafverschärfend noch mit seiner Mama im Arm, war die dicke Luftnummer geworden, was se für mich immer schon war: Luft.
Doch er war mal wieder nicht das Ende der Geschichte. Er war nur nach Hause gekommen. Weiter nix. So wie jetzt alle andern auch.
Und wir brauchen hier von der vollen Seite 11 auch nur einen Satz zu zitieren und laufen nicht einmal Gefahr, dabei irgendetwas aus dem Zusammenhang zu reißen, denn der ist so dämlich eindeutig, wie er eindeutig dämlich ist:
„Wir sind nicht mehr hier, um zu spalten. Das waren wir mal, das wollten wir. Aber heute wollen wir verbinden.“
Ja, ja, so sin‘se, die Lümmel von der ersten Bank.
P.s.:
„Campino“ übrigens – wer es noch nicht wusste: biddeschön – ist ein Lutschbonbon, klebrig und ekelig, ein Lutschbonbon halt. Der erste - und wenn ich meinen eigenen Recherchen trauen darf - auch wohl der einzige Ausrutscher von Campino ins Reich der Ironie.