Das Tagebuch

17.8.22
Ein deutscher Homunkulus auf Abruf
Aus jeder Pore seiner toten Haut sprotzt die alt-vertraute Egomanie und die schlecht einstudierten Sorgenfalten sprechen schon Bände. Seine treudoofen Augen verraten auf einen Blick gnadenlos, was er wirklich will, und die neue Brille tut dabei ihr Übriges. Die tiefer gelegte Stimme klingt, wie eine tiefer gelegte Stimme eben klingt: falsch, fromm und verlogen. Zum neuen Design passt auch diese seltsame Art Nachdenklichkeit, die ihm selbst seine Gattin niemals abnehmen würde und die es im wahren Leben so wenig gibt wie rechte Winkel in der Natur. Wenn sich auch vieles ändert, geändert hat und ver­ändern wird, dieser Typus bleibt uns erhalten:
Er sei offen für einen sozialen Arbeitsdienst, hat er nicht gesagt. Er "sei offen für ein soziales Pflichtjahr", hat er gesagt. Wo da aber der Unterschied sein soll, wird sich auch die trübe Sauerland-Funzel Friedrich Merz nicht erklären können.
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