Das Tagebuch

30.8.22
Olivgrüne Zeiten
„Die Ukraine verteidigt auch unsere Freiheit, unsere Friedensord­nung. Und wir unterstützen sie finanziell und militärisch – und zwar solange es nötig ist.“
Irgendwie meint man, dergleichen schon mal gehört zu haben …
Dann warnte die hl. Annalena der Schlachthöfe noch „vor Kriegs­müdigkeit in Deutschland. Der Krieg kann noch Jahre dauern.“
Überrascht Sie das?
Dass der Mensch im Laufe seines Lebens des öfteren seine Meinung ändert, okay, is geschenkt; wär ja auch ansonsten etwas langweilig, und vom klugen Francis Picabia stammt der schöne, wahre Satz: „Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.“ Nur - es war schon damals die Sprache der herrschenden Klasse, in der es hieß: "Si vis pacem para bellum" - Wenn du Frieden willst, bereite den Krieg vor.
Es ist auch nichts dagegen einzuwenden, jetzt nur so als Beispiel, wenn einer mit 20 Pazifist wird, mit 30 dann Nazi und mit 40 zum guten Schluss zum heillosen Esoteriker mutiert. Kleine Wechsel sind ja quasi ne anthro­pologische Konstante. Nur hierzulande kommt noch eine besondere Leitkultur dazu: Die vielfältigen Wendungen & Drehun­gen in einer handels­üblichen germanischen Runkelrübe sind seit langem bekannt. Dass aber 99 % derjenigen, die sich irgend­wann sogar den bein­harten Wechsel auf die Fahnen ge­sprüht haben, am Ende ihrer Laufzeit pünktlich wieder zuhause sind und von ihren Eltern nicht zu unterscheiden, lässt mich doch ein wenig grübeln. Einerseits.
Andererseits möchte man in diesen unübersichtlichen Zeiten auch mal was, auf das man sich wenigstens verlassen kann. Immer nur dasselbe T-shirt reicht da nicht.
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