Das Tagebuch

12.9.22
Elfter September
Gestern, am 11. September, feierte Deutschland … sagt man eigent­lich „feiert“? Na egal … feierten wir hier den „nationalen Tag der Wohnungslosen“. Die ‚Welt‘ schrieb jedenfalls:
„Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier befürchtet, dass auf­grund der steigenden Preise im Herbst und Winter noch mehr Menschen in Deutschland ihre Wohnung verlieren. Das drohe etwa armen Menschen und Familien, die wegen der steigenden Preise ihre Miete oder Nebenkosten nicht mehr bezahlen könnten.
„Wir müssen jetzt gemeinsam dafür sorgen, dass niemand, der wegen der steigenden Wohnkosten in Zahlungsschwierigkeiten gerät, sein Zuhause verliert oder sogar auf der Straße landet.“
Auf der Straße landen … wo gibt‘s denn so was?!
Steinmeier hatte zum „Tag der Wohnungslosen“ nämlich über 200 mehr oder weniger verdiente Piepel aus dem Volke ins Schloss Bellevue geladen, unter anderem Politiker, Ärztinnen und Ärzte, Vertreter der Wohnungswirtschaft und deren Vertreterinnen sowie interessierte Bürger und Bürgerin­nen und ehemalige Wohnungslose, wohlgemerkt: ehemalige Woh­nungslose, die auch richtig gute Ge­schichten zu erzählen hatten.
Nordrhein-Westfalens Sozialminister und CDU-Fachmann für Woh­nungslose, Karl-Josef Laumann, forderte zudem, dass es auch den politischen Willen geben müsse, das Problem wirklich anzugehen: „Am Ende des Tages muss man dafür auch Geld in die Hand neh­men,“ mahnte der große Mahner Laumann. Am Ende des Tages.
Und nicht nur im Schloss Bellevue war man ganz aus dem Häuschen über Kaffee und Kuchen, vom Bundespräsidentenpaar später dann noch höchstpersönlich in irgendeiner Ecke irgendeines Problem­kiezes an flotti zusammengekarrte Sorgenkinder verteilt, sollen gut gemundet haben.
Meine Lieben,
wer bis dahin noch nicht ausgiebig die allernächste Kloschüssel hat umarmen müssen, dürfte sich guten Gewissens auch ein, zwei Bundesverdienstkreuze um den Hals hängen. Dixi – ich habe gesprochen. Und: Servus.
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