(Eigentlich gehört ein Eintrag wie dieser nicht in eine deutsche Witzesammlung. Aber egal. Vielleicht ja doch.)
Der Begriff „Zivilisationsbruch“ stammt vom jüdischen Historiker Dan Diner, der ihn seinerzeit aus gutem Grund einzig und allein nur auf den Holocaust bezogen haben wollte, den singulären industriellen Massenmord an den europäischen Juden, und alle (außer Nazis aller Art natürlich und ihre diversen Anverwandten) hatten sich zumeist bisher an diese Sprachregelung gehalten und daran, dass man auf diesem apokalyptischen Planeten zwar mehr oder weniger alles miteinander vermanschen, verramschen und vergleichen kann, wie Äpfel mit Birnen, aber eben nicht gleichsetzen; wonach also z.B. eine mit hunderttausenden Hühnern vollgestopfte Kloake eben auch kein Hühner-KZ und kein Vernichtungslager Auschwitz III, IV oder V ist, sondern eine nach modernen EU-Richtlinien ganz normale, ganz legale grauenvolle Hühnerzucht- und Eierlegefabrik.
Nun hat unsere ansonsten nie um flotte Wortfindungen verlegene Außenministerin diesen russischen Angriffskrieg auf die Ukraine auch als Zivilisationsbruch bezeichnet!
Man könnte jetzt wie gehabt und wie gewohnt den Baerbockmist überhören, ignorieren und friedlich vergessen. Doch sie steht mit ihrem tendenziell begriffauflösenden Wörtergeklingel nicht alleine da. Die mentale Budenzauberei hat seit ‘45 System und dient dem strammen „deutschen Volke“ bei seiner Erlösung und Wiederauferstehung, in erster Linie unterm Strich, gleichsam „Unterm Radar“ *) also nur der Selbstentschuldung, Reinwaschung und Wiedergutwerdung. Oder, ja, oder man könnte die nette Dame auch fragen: Warum? (Die is ja nich total doof.)
Aber ich frage nicht mehr.
Mein Interesse an einer Gesellschaft, die sich mehrheitlich gern euphorisch selbst zu einem Volk zusammendichtet, das es nicht gibt, nie gab und nie geben wird, aus der nach jeder kritischen Äußerung über egalwas ein nicht enden wollender Shitsturm loszubrettern droht und einem andererseits wie das Kriegsgeschrei von denkfaulen Friedensaposteln sofort der herrschsüchtige, barbarische Erste Lehrsatz der „Repressiven Toleranz“ entgegendonnert „Ja, das ist deine Meinung. Die Anderen haben eben eine andere“ und damit jeglichen Disput und nicht-genehmen Gedanken effektiver eliminieren kann als jeder mit seinen Atombomben rumjonglierender Drecksdiktator ...,
also, mein überbordendes Interesse an dieser Gesellschaft, meine Lieben, ist quasi, ähm, über Bord gegangen, hat sich im Laufe der Zeit - wie soll ich sagen - ein klein wenig verflüchtigt.
Wie gesagt, ich frage nicht mehr.
Ma gucken, wie‘s Wetter morgen wird.
*) So heißt die neue Platte von Danny Dziuk, die im Februar '23 in die Öffentlichkeit gelangt.