Das Tagebuch

28.2.23
Zeitenwende?
Wenn in ihrer Not ein paar engagierte Jugendliche mit deftigen Um­weltflausen im wohlinformierten Köpfchen zum Sekundenkleber greifen, um den öffentlichen Nahverkehr für einige Minuten regio­nal lahmzulegen, dann heißt es in der Regel aus beruflichem Jour­nalisten- und Politikermunde wie aus einem Munde: „Umweltterroristen, Natur­schutzchaoten, Weltuntergangsspinner“ oder ganz einfach nur „kriminelle Idioten, die unsere Demokratie zerstören wollen“.
So naiv und perspektivlos die Aktivitäten unserer juvenilen Uhu-Adepten auch sein mögen und selbst uns Sympathisanten, die wir dann „solidarisch“ mit im Stau stecken, zugegebenermaßen extrem auf die Nüsse gehen, so solltet, ihr Lieben, es m.e. damit auch in eurem eigenen Interesse nicht übertreiben, denn das deutsche Au­tofahrerkollektiv will keinen Kinderquatsch wegen was auch immer, sondern zack-zack von zuhaus zum Arbeitsplatz und ebenso zack-zack wieder zurück. Vor allem aber kann, wenn die Kleberei länger als ne halbe Minute dauert, der Wind sich ziemlich schnell drehen, und zack-zack wird aus einer eher harmlosen Autofahrerver­samm­lung ein lynchwütiger Mob, dem schmelzende Polkappen, eine im Meer ersaufende 3. Welt und täglichen Hektatomben von Toten einerlei ist. Dann ist nämlich der Punkt erreicht, wo ihr zu eurem eigenen Schutz die Bullen selber anru­fen müsst (wenn ihr das mit den festgeklebten Flossen überhaupt noch könnt.) Der Mob tut auch, was er krakeelt.
Oh, jetzt bin ich doch tatsächlich, glaub ich, ein wenig vom Thema abgekommen. Ich wollte eigentlich nur den ‚Kölner Stadtanzeiger‘ belästigen:
Wenn für euch und euresgleichen (speziell für eure einfühlsamen Hetz- und Hass-Kolle­gen von der Bildzeitung) die paar Jugendlichen schon „Terroristen, Chaoten und Kriminelle“ sind, was sind dann die Ge­nos­sen von Verdi für euch, die gestern „den ganzen Nahverkehr von Köln und Umgebung lahm gelegt haben“ und das Spiel „am Freitag in ganz NRW“ wiederholen wollen? Was habt ihr vor? Die Bundes­wehr zu rufen hat keinen Zweck. Die „Leos“ (Omid Nuori­puor) sind, so viel ich weiß, alle Richtung Klitschko unterwegs und der verros­tete Rest liegt ersatzteillos in irgendwelchen Kasernen­schuppen rum.
Ach, scheiß der Hund drauf! Hauptsache „Zeitenwende“. Ihr seid mir da ja die richtigen ...
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