Werter Herr Joachim Frank,
als diese Woche durch eine vom Bistum Mainz in Auftrag gegebene Studie zum sexuellen Missbrauch im eigenen Verein der „herausragende Theologe und Kirchenführer“, die vielgelobte „Lichtgestalt, das gütige Herz des deutschen Katholizismus, der ewige Widersacher des Kölner Dompfaff Monsignore Meisner, Dr. phil. h. c. Karl Kardinal Lehmann“ von seinem himmel-hohen Sockel kippte, waren auch Sie - wie alle andern - bis in die Grundfesten erschüttert, fassungslos betroffen und geschockt, wie paralysiert, gekränkt, verletzt und niedergeschlagen, grenzenlos hoffnungslos & endgültig enttäuscht, ja, Sie waren fix und fertig, traumatisiert, vollkommen verstört und verzweifelt und so für immer fürs Leben gezeichnet - kenn ich aus Erfahrung. Ja, ja, Herr Frank, ich kann Sie verstehen.
Hinzu kommt, wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen: Sie fühlen sich, wie vom Scheitan verschaukelt, der Häme, dem Hohn und Hass des weltweiten Atheismus wehrlos ausgeliefert, nunmehr selber sockellos zum traurigen Kirchenclown regrediert und schutzlos der Lächerlichkeit preisgegeben, und dabei immer noch gnadenlos verfolgt von den Verächtern Ihrer verlogenen ehemaligen Vorbilder, hilf-, hof- und heimatlos, als Vereinzelter zurückgeworfen in die Masse der namenlosen Opfer klerikaler Gewalt, ohnmächtig irrend ohne Orientierung mitten durch ein Meer aus lauter Lügen, einem Häuflein Elend gleich mit signifikant verrütteter Identititität, verloren, einsam, gott- und weltverlassen und mutterseelenallein sind Sie nun nach einem langen, relativ erfolgreichen Leben am Ende mit Ihrem Kirchenlatein, ein klarer Fall und unterm Strich qua­si per saldo direkt reif für die Klapse.
Oder aber -
es gibt da noch ne sehr praktische, clevere Möglichkeit, aus der Nummer rauszukommen - ganz einfach:
Sie treten aus!
Das ist hilfreich und tut gut. Sie müssen nur die Überschrift Ihres eigenen Leitartikels auch mal ernst nehmen und nicht alles den Tätern überlassen. Wie hieß se noch gleich, die Überschrift?
Richtig: „Kirchenzertrümmerung“.
Ich wünsch Ihnen noch ein schönes Wochenende und viel Spaß beim 'Kirchenzertrümmern'.
W
Das Tagebuch
10.3.23
Ganz offener Brief
an den kath. Chefkorrespondenten des Kölner Stadtanzeigers
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