Das Tagebuch

23.3.23
Was heißt hier denn Aufklärung! *)
„Der Kopf ist rund, damit das Denken
die Richtung wechseln kann.“ (Picabia)

Sie gingen mir (eigentlich) immer schon (irgendwie) auf den Sack – (Obwohl o. grad weil ich früher selber ne Zeitlang genauso rum­gelaufen bin) die gewichtigen Aufklärer mit ihrem schwergewich­tigen Auf­klärer­pathos, die unbeirrbaren Wahrheitsfinder und mo­ralischen Recht­haber, die missionarischen Oberlehrer vom öffent­lich-recht­lichen Pädagogenrundfunk mit ihren ewig unfehlbaren „pro bono contra malum“-Magazinen wie „Monitor“, „ZDF-Magazin" et cetera.
Mag sein, dass diese unbestreitbaren Sternstunden der deutschen Televisionsindustrie früher mal in der sog. ‚Fernsehlandschaft‘ ihren Sinn und eine gewisse Berechtigung hatten, wo man öfters glaubte, zwischen ‚Aktion Sorgenkind‘ und dem ‚Testbild‘ eine Bildungslücke ent­deckt zu haben und diese nun stopfen zu müssen. Mag ja sein. Wie auch immer.
Heute zappte ich jedenfalls zufällig in das tatsächlich immer noch existierende, in Ehren ergraute Politmagazin „Monitor“, in die kritische, im Zweifelsfalle eher linksliberale 30-Minuten-Andacht während des unerträglichen Unterhaltungs- und Verblödungsbom­bardement der ARD.
Unter anderem wurde da in einem 10-Minuten-Beitrag das unfass­bare, seit Jahren andauernde Flüchtlingselend im Mittelmeer an dem konkreten Drama einer afghanischen Familie geschildert, und dabei nicht vergessen, all das, (das absichtliche Verreckenlassen tausender Menschen, die regelmäßige Behinderung und Krimina­lisierung der Hilfsorganisationen, die Errichtung eines modernen, vollkommen unüberwindbaren Eisernen Vorhangs rund um Europa, die diesbezügliche gute Zusammenarbeit zwischen Europa und Afrika und die unmittelbare Schuld + führende Rolle Deutschlands) in die allgemein mörderische ‚Flüchtlingspolitik‘ der EU einzuord­nen. Mit anderen Worten: Eine ausnahmsweise mal äußerst fakten­reiche, gelungene, gute, kritische Fernsehsendung ohne die schon zur Seuche ausgewachsene Zwangsmarotte, jeden Beitrag mit irgendeiner Drecksmusik zuzumüllen. Aufklärung der besten Art. Punkt.
Nur, wie funktioniert sie, diese Aufklärung heute? Was folgt aus ihr? Jeder Bericht über die alltäglichen, ebenfalls unfassbaren Schwei­nereien in deutschen Schweinemastbetrieben erregt die Gemüter hierzulande mehrheitlich mehr und über einen längeren Zeitraum. Die von ehrenwerten Tierschützern aufgedeckten, unfassbaren Wi­derlichkeiten setzen praktisch automatisch ein Heer von Staatsan­wälten in Bewegung, während das ungeheure Ausmaß der mensch­lichen Tragödien im Mittel­meer vor der Öffentlichkeit verschleiert und per EU-Gesetzgebung zementiert und abgesegnet werden.
Und die Bevölkerung? Die ist dankbar für die Aufklärung und droht den etablierten Parteien, beim nächsten Mal die AfD zu wählen, weil die verspricht, noch radikaler gegen die "Asylantenflut" vor­gehen zu wollen.
Und nicht, dass Sie jetzt abwinken: „Ach, schon wieder so ein Deutschenhasser!“
Nee, Kinners, nicht unbedingt. Warum sollt‘ ich auch? Die andern sind ja genauso.
Gute Nacht, Europa.

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*) Heute mal komplett witzlos... Es suchte sich simpel einen Weg nach draußen.
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