Das Tagebuch

24.3.23
Wüst beim Papa
Kennen se Hendrik Wüst? Näh, ne? Ich auch nich'. Jedenfalls nich' persönlich. Egal.
Hendrik Wüst ist Ministerpräsident von NRW – ach so der, ja, genau - und hatte gestern eine Privataudi­enz beim barm­herzigen Papa Franzi im römischen Vatikänsche. Nach dem längeren Be­richt auf Seite 3 des ‚Kölner Stadtanzei­gers‘ zu urteilen, ging‘s bei der Audi­enz nur um „Woelki“, um „Woelki und die Krise im Erz­bistum Köln“ und um „Woelki“. Danach erzählte der Hendrik jedem, der es hören wollte:
„Viele Menschen sehen die Situation im Erzbistum Köln mit Sorge, auch ich persönlich, und natürlich haben wir auch darüber gespro­chen.“
Na, prima.
Mich interessiert jedoch momentan was ganz anderes.
Wie lang geht eigentlich sone OttoNormalPrivataudienz beim Papa? Ich tippe mal auf so 20 bis 25 Minuten. Dann is aba auch Ramadan. Oder Sabbat. Wie aber läuft so eine intime Show ab?
Bei einem solchen in der Regel einmaligen Tät à Tät müssen sich beide ja zunächst mal gegenseitig vorstellen und ein paar unver­bindliche Floskeln in den Wind blasen – macht zusammen übern Daumen viel­leicht 5 Minuten.
Hinzu kommt das Sprachproblem. Der Barmherzige kann dummer­weise kein Deutsch und der Hendrik hat nur das kleine Latinum. Also muss det Janze verdolmetscht werden. Macht noch mal 5 Minuten. Bleiben 10 bzw. 15 Minuten.
Und weil man vom vielen Reden immer so einen trockenen Mund bekommt und überhaupt wg Gemütlichkeit, gibt‘s eine große Ka­raffe Veritas in Vino. Macht 3 Minuten. Bleiben pi mal Mittelfinger
7 bis 12 Minuten.
So schreitet man allmählich zu des Pudels Kern, und weil in diesem Fall die Differenzen nun mal nich zu leugnen waren, geht man vor­sichtig, Verständnis heischend, sachte + behutsam vor und schaltet angesichts der gewohnten Gedankenschnelligkeit der beiden Herr­schaften vorsorglich einen Gang runter. Und schon verschob sich das vorgesehene Zeitfenster noch mal um 3 bzw 6 Minuten.
Hat man sich also in den eins, zwei, drei Minuten ausgiebigst ausge­tauscht, ist das Schäferstündchen aber damit noch lange nicht um. Der Haus- und Hofphotograph will das historische Gipfel­gequatsche näm­lich noch für die Ewigkeit und urbi et orbi festhalten. Macht in etwa 2 Minuten.
Für die intensive Bearbeitung des pikanten Themas blieben den bei­den Sportsfreunden, wenn ich mich nicht übelst verrechnet habe, grade mal eine Handvoll Sekunden.

P.s.:
Als der Hendrik wieder draußen an der frischen Luft war, verzällte er noch der vereinigten willigen Welt-Presse:
„Ich hatte den Eindruck, dass ihn das Schicksal der Opfer auch sehr bewegt.“
Hendrik bezeichnete den Papa als „beeindruckende Persönlichkeit“ und „von einer Warmherzigkeit, die man menschlich spürt, wenn man bei ihm sein darf.“
Schade, dass er nicht da geblieben ist.

P.p.s.:
Was is das denn für ne Type???!
... die man menschlich spürt, wenn man bei ihm sein darf ...
Tickt der noch ganz sauber?
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