Das Tagebuch

11.4.23
Post-österliches
‚Welt.de‘ berichtet uns freundlicherweise Folgendes vom Dach­boden der Welt:
„Der Dalai Lama hat sich für ein Video entschuldigt, in dem er einem kleinen Jungen seine Zunge entgegenstreckt und ihn bittet, diese zu lutschen. Das im Internet verbreitete Video zeigt das geistliche Oberhaupt Tibets dabei, wie es einen Jungen auf den Mund küsst. Danach streckt der 87-Jährige seine Zunge heraus und fragt das Kind: „Kannst du an meiner Zunge lutschen?“
So weit, so normal, so klar wie auch vorhersehbar bei einem Heio­pei, den die Bewohner des aufgeklärten europäischen platten Hinterlandes seit Jahrzehnten übern grünen Klee loben und zum König aller Platti­tüden hochjubeln.
Nun weiß ich ja nicht, wie die Chinesen den Satz „Der Dalai Lama hat sich für ein Video entschuldigt usw“ in ihrer Sprache, ohne den ihm inhärenten typisch deutschen Stuss noch zu erhärten, formulie­ren würden. Denn – und das ist unter alten Hutmachern ein urur­alter Hut - sowohl in deutscher als auch in jeder anderen Sprache war, ist und wird es immer unmöglich bleiben, sich selber für irgendwas zu entsch­uldigen. Dass man diesen Satz in letzter Zeit aber trotzdem immer öfter hört, speziell von Leuten, die nicht ge­rade als Volltrottel das wurden, was sie waren, liegt bestimmt nicht daran, dass der Men­sch nun mal 'n Affe ist, sondern vor allem da­ran, dass all die für doof verkauften Massen von Heerscharen den Satz nun mal für bare Münze nehmen, einschließlich solche Journa­listen, die heute für Springers Welt das tun, wovor sie ihre Eltern immer gewarnt hatten. Oder so.
Lange Rede, kurzer Sinn: Wenn sich also Gestalten wie Woelki, Bät­zing und Franziskus, Steinmeier, Hinz und Kunz, das Dalai Drama und seine Nachgeburt et cetera et cetera sich nach getaner Arbeit für irgend­was entschuldigen, wissen wir zumindest, dass eher das Gegenteil der Wahrheit näher kommt:
Deshalb meint der durchschnittliche Allesversteher auch:
Nicht schuldig; und am allerwenigsten im Sinne der Anklage.
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