Nachdem im Jahre 1993 die damalige deutsche Bundesregierung das Asylrecht de facto abschafft hatte und so ganz nebenbei sämtliche Flüchtlinge zu unerwünschten Personen erklärte, die da lieber dort verbleiben sollten, wo der Pfeffer wächst, gab es genau genommen nur noch zwei Möglichkeiten, in Deutschland Asyl zu bekommen: Entweder die Mittelmeer-Anrainerstaaten erklärten sich ihrerseits bereit, jeweils einen kleinen, schmalen Strandstreifen an die Bundesrepublik zu verkaufen, um die Sogenannte Drittstaatenregelung elegant zu umschiffen, oder man sprang halt über Deutschland mit dem .... Fallschirm ab.
Seitdem ist viel passiert.
Aus Europa, dem Kreißsaal der Demokratie, der hoffnungsvollen Wiege so großartiger Ideen wie die von der Unfehlbarkeit des Hl. Vaters und des Gleichgewichts des Schreckens, von Liberté, Égalité, Fraternité, Rassenkunde und Rassenschande und Sozialer Marktwirtschaft, aus Europa, der Heimat der Allgemeinen Menschenrechte, atomarer Selbstauslöschung und dennoch unkaputtbarer Sehnsuchtsort aller Erniedrigten und Beleidigten, wurde eine bis an die dritten Zähne bewaffnete Festung, aus der man künftig ohne Weiteres und wie immer mit gesalbten Worten auch wieder auf Kinder schießen wird.
So der Stand der Dinge.
Und da marschiert unser Wumms- und Wendelin-Kanzler Onkel Olaf zum Evangelischen Kirchentag nach Nürnberg, wo man sich gerade über die weltweite Ausländerfrage ganz doll die denkenden Köpfe zerbrach, und erzählt dort laut eigener Aussage folgenden Witz:
„Ich habe diesen Witz auch schon im Europäischen Parlament gemacht. Deutschland muss wohl einen großen Strand am Mittelmeer haben. Denn tatsächlich kommen mehr Flüchtlinge, die über das Mittelmeer nach Europa kommen, in Deutschland an, als in den Mittelmeer-Anrainer-Ländern im Einzelnen.“
So der Witz von Onkel Olaf. Ein Witz bestehend aus absolut nichts als absichtsvollen Fehlinformationen, Fakes und populären, frechen Vorurteilen und basierend auf einer verschimmelten, toten Moral, die zum Himmel schreit. Friedrich Nietzsche schrieb dazu einmal in einer dunklen Stunde – und da kannte er den Olaf noch gar nicht:
„Solange man nicht die Moral des Christentums als Kapitalverbrechen am Leben empfindet, haben dessen Verteidiger
gutes Spiel.“
Meine Damen und Herren,
Und nun:
Das Wetter.
Ich wünsche Ihnen eine geruhsame Nacht.