Das Tagebuch

25.6.23
Arschlöcher ante portas
In der Höcke-Hochburg Thüringen hat der AfD-Mann Robert Sessel­mann gestern die Stichwahl zum Landrat in Sonneberg gewonnen, wo immer das auch liegt, 52,8 % gegen 47,2 % für den CDU-Mann. Damit stellt die AfD erstmals in Deutschland einen Landrat. Und alle Kommenta­toren kommen uns wieder mit der albernen, der vernied­lichenden, an den Haaren herbeigezogenen „Denkzettel“- Nr. Also: Herrschaften! Jetzt noch ein allerletztes Mal die Ohren auf! Und mitgedacht!
Wer der Regierung oder in diesem Fall auch der starken CDU-Oppo­sition einen Denkzettel verpassen will, der, ja, der geht erst gar nicht hin zur Wahl! Und wenn doch, dann schreibt er zur Erklärung in großen Druckbuchstaben nur „Denkzettel“ auf den Zettel. Und damit: Schluss, aus, Mickimaus!
Wer aber stattdessen die Faschisten wählt, der wählt eben nichts anderes als die Faschisten und hat's auch so gewollt, und nicht irgendeine Denkzettelpartei, die es gar nicht gibt. Die hieße dann ja auch „Denkzettelpartei“ oder so ähnlich.
Und Sie denken jetzt wahrscheinlich: Wo is sich Problem? Is doch alles easy, locker, leicht und 100000mal erzählt, selbstverständlich und unkompliziert. Ist es aber anscheinend nicht. Denn wenn selbst diejenigen, die die Denkzetteltheorie in die Welt gesetzt haben, die offensichtliche Parallele zu den 20er und 30er Jahren nicht sehen, wo genau dasselbe hirn- und humorlose, autoritäre Pack zu den Nazis übergelaufen ist, und dabei nicht einmal die da­raus resultie­renden 50 Millionen WK2-Toten gedanklich parat haben, dann tritt eben gnadenlos das ein und in Kraft, was der gute alte Marx mal so formuliert hat:
„Hegel bemerkte irgendwo, dass alle großen weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen sich sozusagen zweimal ereignen. Er hat vergessen, hinzuzufügen: das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce.“
Und in der Phase der Farce, liebe Freunde, simmer grad. Arschlöcher ante portas.
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