Das Tagebuch

20.7.23
Unsere historische Rätselspaßecke
heute:
Was war und in welchem Jahr denn noch mal an diesem 20. Juli?
Die ‚Wikipedia-Liste der Gedenk- und Aktionstage‘ erzählt uns folgenden Schwank:
„Gedenktag zum Attentat vom 20. Juli 1944 / Staatliche Gedenk­feiern der BRD ab 1952 in Berlin mit Grundsteinlegung für ein Mahnmal“
Und mit dem ersten Satz „Das Attentat vom 20. Juli 1944 war der bedeutendste Umsturz­ver­such des militärischen Widerstandes in der Zeit des Nationalsozialismus“ beginnt das bis heute gültige, staats­raisonable, wunderbar armselige Märchen vom bedeutendsten Um­sturzver­such des militärischen Widerstandes in der Zeit des Natio­nal­sozia­lismus.
Die Realität jedoch war eine andere. Bis 1952 waren die beteiligten Männer für die feine bundesrepublikanische Gesellschaft wie für Hitler nur kriminelle Vaterlandsverräter, die zu Recht erschossen wurden. Die Amateurtruppe um den Grafen Stauffenberg war eine bunte Mischung aus reaktionären, monarchistischen, von ihrem geliebten Führer schwer enttäuschten Nazi- und Kommissköppen, mehrheitlich einfach nur kriegsstrategisch etwas anderer Meinung, Antidemokraten durch&durch, "Wir wollen unsern Kaiser Wilhelm wieder haben"-Hofsängerknaben und eingeborene Judenhasser vom Scheitel bis zur Sohle. Selbst der eine einsame Sozialdemokrat war nur ein Papp­kamerad.
Hier von Umsturzversuch zu fabulieren verbot sich also schon von daher. Die blinde Aktion im Führerhauptquartier aber als die „be­deutendste des militärischen Widerstandes“ zu bezeichnen kommt der historischen Wahrheit insofern recht nah, als es einen militäri­schen Wider­stand einzig & allein nur im Ausland gab.
Und weil selbst heute noch diese unappetitliche Räuberpistole an jedem 20. Juli mit Pauken und Trompeten im Bendlerblock und seit 2008 auch auf den Reichstagswiesen durchgezogen wird, sollte man sich entweder das aktuelle Kriegsgeschrei der Neoimperialisten in Ost & West etwas genauer be­trachten oder jetzt schon mal über die Asylbedingungen anderer Länder informieren. Auf jeden Fall aber einen unauffälligen Um­zugskoffer bereithalten.
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