Das Tagebuch

6.8.23
Nur ganz kurz
Nur ganz kurz, weil ich mich so aufgeregt habe.
Komme gerade aus dem Wochenende zurück, welches ich traditio­nell mit Absicht immer nachrichtenlos zu verbringen pflege, und lese im ‚Kölner Stadtanzeiger‘ den Leitartikel „Afrikas Probleme sind auch unsere“ von Markus Decker.
Werter Markus Decker,
können Sie sich vorstellen, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, dass Afrikas Probleme auch Ihre sind? Meine sind‘s jedenfalls nicht. Aber ich stelle mir grad vor, wenn Sie also tatsächlich Afrikas Pro­bleme hätten, ob Sie dann immer noch der gern gesehene und noch lieber gelesene Leitartikler des ‚Stadtanzeigers‘, der ‚Frankfurter Rund­schau‘ und der ‚Mitteldeut­schen Zeitung‘ etc wären. Nee, das könnten Sie nicht, ne.
Das könnten Sie auch nur, wenn Sie nicht noch obendrein die Pro­bleme Afrikas am Hals hätten, oder? Oder andersrum: Das könnten Sie nur, wenn Sie auch weiterhin diesen immergleichen post- wie neokolonialisti­schen Stuss in die Welt artikeln.
Man kann nur hoffen, dass Sie künftig trotzdem ganz richtig liegen und dann in der Tat die Probleme Afrikas bekommen...

Ach, jetzt ist‘s doch was länger geworden. Aber der Rülpser musste raus. Ich wollte Ihnen eigentlich nur ein gutes Buch ans Herz legen. Man kann ja nicht alles kennen und wissen oder sich denken:
Es heißt „Seele auf Eis“, erschien schon 1968 (Da sind Sie noch mit nem Hölzchen um n Tannenbaum gelaufen.) und geschrieben wurde es von einem Herrn Eldridge Cleaver. Aber vielleicht reicht ja bei Ihnen auch ein Satz aus dem Roman:
„Wir werden Menschen sein. Wir werden es sein, oder die Welt wird dem Erdboden gleichgemacht bei  unserem Versuch, es zu werden.“
DenkenSealsoliebernochmaldrübernach. Bevor Sie mit dem nächsten Afrika-Müll hausieren gehen.
zum Tagebuch