Ich weiß nicht, ob es stimmt, wie man überall hörte, dass ganz Deutschland gestern über die Aiwanger-Klamotte disputierte. In der 20Uhr-Tagesschau verlor man jedenfalls kein einziges Wort über ihn.
Gut, es mag nicht ganz Deutschland gewesen sein, das da gestern disputierte. Es war auf jeden Fall die Mehrheit und der AiwangersHubi das Thema Nr. 1.
Und die meisten meinten, es sei wohl eine Jugendsünde gewesen, winkten ab und murmelten was von Schlussstrich. Und eine Jugendsünde ist ja bekanntlich meistenteils … na ja, was soll man sagen, wie soll man's sagen, halt lang her, verzeihlich eben, also was soll's.
Egal. Die CDU jedenfalls, generalsekretiert durch Carsten Linnemann, war der Meinung, „die Inhalte des Flugblatts seien widerlich, abscheulich und menschenverachtend. Nun gelte es, aufzuklären.
Es gebe eine historische Verantwortung, dass wir jüdisches Leben in Deutschland schützen und Judenhass bekämpfen, und überhaupt, Antisemitismus hätte in Deutschland keinen Platz.“
Hm.
Aber was soll's?
Gehen wir der Reihe nach.
Nicht die Inhalte des Flugblattes waren in diesem Fall widerlichabscheulichundmenschenverachtend etcusw, sondern die Einstellung desjenigen, der‘s geschrieben hatte. Oder eben nur in der Schultüte liegen gelassen hatte, also Hubi höchstpersönlich.
Und es gelte nun, so sprach d'r Linnemann, aufzuklären, sprich: die Fenster zu öffnen, als hätte irgend jemand einen fahren lassen.
In einem Punkt allerdings lag der CDU-Generalsekretär goldrichtig: dass nämlich die Verantwortung, das Leben der Juden in Deutschland zu schützen und den Judenhass zu bekämpfen, de facto in der Tat historisch geworden sei, also Vergangenheit.
Was beim kommenden intensiven Aufklärungsrummel aber wohl für immer auf der Strecke bleiben wird, ist die Antwort auf die Frage, wie etwas in diesem Land keinen Platz haben kann, das hier doch offensichtlich zur unausrottbaren mentalen Grundausstattung gehört.
Nun, vielleicht ist das Ganze am Ende ja sogar einfach unerklärlich.
Fürs Unerklärliche aber ist in Bayern, wie alle glauben zu wissen, die Kirche zuständig. Wie am Ende dann auch fürs Beichtgeheimnis.
Also, was soll's?
P.s.:
Ich wünsche mir schönen Urlaub.
Bis denne.
Das Tagebuch
29.8.23
Was soll's?
Noch eine voraussichtlich nicht letzte Aiwangereinmischung
Noch eine voraussichtlich nicht letzte Aiwangereinmischung