Das Tagebuch

30.9.23
Ach, Olaf!
Die ganze Seite 2 hätte der Olaf Scholz beim Interview im Kölner Stadtanzeiger die Möglichkeit gehabt, ausnahmsweise mal Klartext zu reden. Doch stattdessen machte er uns wieder das Sandmänn­chen: „Liebe Kinder, gebt fein Acht, ich hab euch etwas mitge­bracht.“

Die beiden Journalistinnen der oben genannten Zeitung mit den sprechenden Namen Kristina Dunz und Eva Quadbeck eröffneten den Reigen mit der frappie­renden Feststellung:
„Herr Bundeskanzler, es ist Halbzeit der Legislaturperiode und
Was-wäre-wenn-Fragen sind müßig. Dennoch: Wo stünden Sie mit Ihrer Ampelkoalition, wenn Russland keinen Angriffskrieg gegen die Ukraine führen würde?“
Und was antwortet Olaf das Sandmännchen?
„Sie haben recht, solche Fragen sind eigentlich müßig.“
Und ganz uneigentlich hätte der Olaf dann fortfahren können mit der Aufforderung
„Nächste Frage! Was wollen Sie eigentlich?“
Aber Olaf ist nun mal Olaf, der Eigentliche, und so nutzt der Olaf geschickt die Situation und erzählt den beiden lang und breit die aus­gelutsch­ten Kriegskamellen vom letzten Jahr. Und endet mit:
„.. und natürlich gäbe es weniger Sorgen bei den Bürgerinnen und Bürgern (So viel Zeit muss sein!) und der Wirtschaft. Denn der Krieg hat sehr vieles infrage gestellt, was wir seit Jahrzehnten als fest vereinbart glaubten – zuvorderst, dass Grenzen nicht mit Gewalt verschoben werden dürfen.“
Spätestens jetzt hätten die beiden Kölner Stadtanzeigerinnen ganz uneigentlich fragen können:
„Herr Bundeskanzler Olaf, mal angenommen, es gäbe auch nur ei­nen einzigen Zentimeter Grenze auf diesem Erdball, der nicht mit Gewalt gezogen worden wäre, was war denn dann der rot-grüne Nato-Krieg gegen Jugoslavien? Zum Beispiel.“
Wahrscheinlich hätte der Olaf irgendwann ganz uneigentlich genervt geantwortet:
„Ja, wohl auch ... irgendso‘ne Art ... Friedensmission.“
Aber selbst dafür war die Zeit zu knapp.

P.s.:
"Liebe Kinder, gebt fein Acht, ich hab euch etwas mitgebracht."
Euer Olaf
Doch der Schlussapplaus
blieb leider aus.
Weil alle
eingeschlafen
waren.
zum Tagebuch