Das Tagebuch

14.10.23
Die Arschlöcher für Deutschland können getrost einpacken
und wieder zurückkommen
Wat hammer hier seit Monaten bloß fürn albernes Angstgeschrei, fürn sinnloses Geschnatter und Riesenbohei rund um diese Nerven­sägen-& Krawall-Partei! Was ham se alle vor denen hier die Hosen voll! Der Fa­schismus stünde wieder vor der Tür! Es bimmele für alle bereits das Abendglöcklein. Es wehe bereits der bekannte süßliche Leichengeruch durch Stadtlandfluss. Ja, es röche wieder nach Ver­gangenem, nach Macht­ergreifung, Ausrottung, Ver­trei­bung und Ver­nichtung! Heil Höcke! Für Höcke, Volk & Vaterland!
Nur wer uns für den neuen Welt-Satan den Steigbügel­halter machen soll, sprich den notwendigen Koalitionär, einen zwei­ten Weimarer Schleicher beispielsweise, wär' noch nicht raus. So - und zwar so düster säh's näm­lich aus. Der unaufhaltsame Aufstieg des Hallo Dri Soundso ... Sie kennen das Theater ja. *)
Aber selbst wenn die Arschlöcher in allen Bundesländern (wegen mir auch reichsweit) die mit Abstand stärkste Partei würden, müsste das im hohen Hause niemanden ernsthaft kratzen oder jucken, weil: es gäbe für die Andern genügend Koalitionsmög­lich­keiten, ohne die Nazis an einer Regierung zu beteiligen. Und die Demokratie kennt keinen Zwang miteinander zu sprechen. In der Demokratie kann man eben auch gut leben, ohne zu reden. Und so viel wissen die Nazis allemale, dass selbst das Reden im Parlament nicht unbe­dingt immer an einen Sinn gebunden sein muss.
Aber warum dann dieses aufgeregte ewige Getue und Gemache um die Existenz dieser Arschlöcher? Eigentlich ganz einfach:
Weil das doch noch nach wie vor, ob wir's wollen oder nicht, alles unsere Leute sind, unsre verlorenen Söhne und Töchter, unsre Onkel und Enkel, die Tanten wie die Tunten, halb und halb, halt Fleisch vom Fleische, die kom­plette buckelige Verwandtschaft, alles 100­prozentige, ast­reine Identitäten und Ko­pien, kurzum: das eigen Fleisch und Blut.
Denn kein Apfel fällt vom Birnbaum. Von nix kommt nix. Die ersten Lebens­jahre gemeinsam in dieselbe Schüssel gemacht, in dieselbe Zinkwanne geschifft und im selben Laufstall die Hammelbeine ge­kriegt, dieselbe Schulbank ge­drückt, dieselben Lehrer und Eltern ertragen, denselben dunk­len Beichtstuhl bekniet und d'rekt danach dieselben Götter erst gelästert, dann geleug­net, ... das prägt, das färbt ab, da bleibt immer was hängen ... und zum Ab­schluss 50 mal gemeinsam die gekreu­zig­te Gottesmutter Maria ---
ja, um an all das ein Leben lang denken zu müssen und nie wieder ver ... gessen zu können:
Heimat!
Oh, heilige Heimat!
Denn früh krümmt sich,
was ein Häkchen werden will.

*) Allein, ich glaub's ja nicht. Denn nur andersrum wird ein Stiefel draus.
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