Das Tagebuch

29.10.23
Abschied von B. Böttinger
Ein Glückwunsch
Und es begab sich im diskursfreudigen Jahre 1996 anno domini,
dass Harald Schmidt in seiner Late-night-Show die Frage stellte,
was B. Böttinger mit dem Frauenma­gazin "Emma", mit Eierlikör
und einer Klobrille gemeinsam habe, und beantwortete sie sich netter­weise gleich selber: "Kein Mann würde sie anfassen."
Und peng! und holterdipolter nahm Frau Betty B. hasserfüllt und ironie-resistent übel. Bis heute. Das war 1996. Doch ab sofort hatte man ein relativ korrektes Fernseh-Bild von dieser Frau.
Selbst ein solch harmloser Joke wäre heute nicht mehr denkbar. Damals wurde dieser im Grun­de nur eierlikörverachtende, aber zutiefst frauenfreundliche und durchaus in Teilen männerkritische Scherz ‚in der Fläche‘ vielfach einfach nur nicht verstanden. Und versen­dete sich dann.
Heute dürfte man, angeregt, inszeniert und abgesegnet von der unfehlbaren Chefetage des hohen Hauses WDR, dafür direkt einen konzernkon­formen, finalen shitstorm ernten, der sich gewaschen hat, danach kann man nur noch seinen Job an den Nagel hängen und sich auch ansonsten nirgend­wo mehr blicken lassen.
Da sollten wir doch in diesen witz- & humorlosen Zeiten als Unter­haltungsidioten und willige Gebührenzahler einigermaßen froh und glücklich sein, dass durch die freiwillige Verrentnerung von Frau Böttinger uns in Zukunft wenigstens ihr Anblick erspart bleibt.
Fazit:
Man muss ja nicht alles verstehen. Man muss aber auch nicht immer alles sehen. Vielen Dank also noch mal für die vielen, vielen, vielen so geschenkten Stunden, die man spätestens seit 1996 nicht mehr erleben musste.
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