Das Tagebuch

23.2.24
„Ich wollte heute kein Asylbewerber in Deutschland sein“ *)
Die allgemeine, schleichende Digitalisierung hat jetzt auch das Asylsystem erreicht - Stichwort: „Bezahlkarte für Asylbewerber“. (siehe auch Eintrag vom 8. 2.).
Begründet wird’s wie immer und überall: Is einfach demokratischer, schneller, ehrlicher und spart Geld, Zeit und Arbeitsplätze. Ja, kann sein; kann aber auch nicht sein.
Der wahre Grund ist ein etwas anderer. Diese Asylanten hätten es sich dummerweise angewöhnt - so pfeifen es die Spatzenhirne durch das Parlament - einen Teil ihrer Asylantenkohle unerlaubt und un­kon­trolliert in die Heimat zu überweisen. Die Rede ist von Riesensum­men, die da Tag für Tag nach Afrika verschoben würden, anstatt in Deutschland zum Wohle aller anständig verbraten zu werden. Wenn aber unsere Reichstagsabgeordneten, die sich Tag für Tag für die, äh, Schwarzen ehrenamtlich quasi den Arsch aufreißen, den Ein­druck bekommen, man müsste diesen Völkern erst mal beibiegen, wie Dankbarkeit geht, ist's kein Wunder, dass die Deutschen irgend­wann anfangen zu murren und montags wieder los marschieren.
Weil wir aber eine offene, freie, feine Gesellschaft sind und das auch blei­ben wollen, haben sich unsere Volksvertreter im Rahmen der Asyl­rechtsverschärfung diese Bezahlkarte ausgedacht, um nicht eines Tages böse überrascht zu werden. Mit dieser „Bezahlkarte“ kann jetzt der herkömmliche Asylbetrüger, ähm, Asylbewerber zukünftig nur noch eine digital festgelegte kleine Minisumme über­weisen, für die es sich laut Berlin einfach nicht mehr lohnt, tagelang unter Lebensge­fahr durchs Mittelmeer zu gondeln.
So weit, so ungut.
Weil wir aber eine offene, freie, feine Gesellschaft sind und das auch bleiben wollen und niemand überrascht sein soll, wenn auch unsere Asylanten hier in ihren Auffanglagern krawallig werden, muss die digitalisierte Asylrechtsverschärfung notabene wenigstens irgendwie mal öffentlich erwähnt oder angesprochen, zumindest aber andisku­tiert werden. Und als große Helferin aus großer Not hat sich da wie immer die erfolgreichste Dreckzeitung Europas, die ‚BILD-Zeitung’ zur Stelle gemeldet. Und weil Markus Lanz bei so was immer gerne das Helferlein macht, konnte man nun in dem demokratischen Infor­mationsdienst ‚BILD-Zeitung‘ lesen, wie weit das Elend hierzulande schon gediehen ist:
„Bezahlkarten-Schock bei Markus Lanz
Jeder zweite Flüchtlings-Euro geht ins Ausland!“
Tja, das hammer nu von unserem Mitgefühl.

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*) Im Original ging der Spruch so:
„Ich wollte heute kein Jude in Deutschland sein.“
Und stammt – wenn ich mich recht entsinne - von Hermann Göring.
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